Ein Garten für Mensch und Tier

Achtsamkeit bei der Gartenpflege

Der eigene Garten stellt ein kleines Idyll dar, ein Stück Natur, das sich nach Belieben gestalten lässt. Doch ist der Mensch nicht das einzige Lebewesen, das sich am Garten erfreut – zahlreiche Kleintiere finden hier ihr Zuhause. Damit der Mensch sie nicht durch Gartenpflege verdrängt, kann diese tierfreundlich gestaltet werden.

Gut gepflegt und schön eingerichtet verwandelt sich der eigene Garten in einen wertvollen Rückzugsort, eine Oase der Entspannung. Da gerät schnell in Vergessenheit, dass das eigene Stück Grün immer noch zur Natur gehört und somit nicht nur für den Menschen da ist, sondern zahlreichen Insekten und Kleintieren Gelegenheiten für Verstecke bietet, wenn nicht gar ein Zuhause.

Mann in traditioneller Kleidung mit Sense im Gras

Eine Sense für Gartenarbeit zu verwenden, mag zuerst veraltet klingen, doch tierische Gartenbewohner bevorzugen dieses leise Werkzeug gegenüber den motorbetriebenen Mähern. Bild: halfpoint / Depositphotos

Tierliebhaber und Naturschützerinnen achten bei der Gartenpflege darauf, die kleinen Mitbewohner möglichst nicht zu stören. Rasenmäher, Laubbläser und Motorsensen sind laut und können Kleintiere verletzen oder gar töten, weswegen auf diese Hilfsmittel möglichst verzichtet werden soll. Gartenpflege geht auch tierfreundlich und bietet so ganz nebenbei einen viel tieferen Lärmpegel, wodurch die Nerven der Nachbarschaft geschont werden. Zudem verlangt ein tierfreundlicher Garten in der Regel weniger Arbeit – gute Nachrichten für Gartenmuffel.

Achtsam mähen

Auf das Mähen kann nicht immer verzichtet werden, auf den Rasenmäher jedoch schon. Für kleinere Flächen eignet sich alternativ die Sense, da man bei deren Verwendung eher langsam vorangeht, sich Stück für Stück durch das Gras arbeitet und dabei stets Ausschau nach kleinen Tieren halten kann. Für grössere Flächen empfiehlt sich ein handbetriebener Spindelmäher, der einfacher in der Bedienung ist und trotzdem ein langsameres Arbeitstempo verlangt.

Solche simpleren Geräte sind eine sicherere Variante für Kleintiere wie Igel und Mäuse, denn alle motorisierten Geräte stellen für sie eine Gefahr dar, da deren Klingen sehr nah am Boden schneiden. Igel bauen ihre Nester oft im hohen Gras, unter Hecken und Bäumen sowie an Gebüschen. Tagsüber schlafen sie in ihrem Versteck, können von lauten Motorgeräten geweckt werden und unter die Klingen kommen. Auch Mähroboter sind für die Tiere gefährlich, da sie in der Regel in den frühen oder in den späten Stunden laufen, wenn die dämmerungs- und nachtaktiven Tiere unterwegs sind. Insbesondere beim Igel ist die Verletzungsgefahr so gross, weil sich das Stacheltier bei Gefahr zusammenrollt, statt wegzulaufen. Gerade junge Igel sind ein leichtes Opfer für solche Motorgeräte.

Ein süsser Igel schleicht sich im Garten an die Erdbeeren heran.

Zu den wohl süssesten Gartengästen gehört der Igel und auch er freut sich, wenn der Gärtner auf den Rasenmäher verzichtet. Bild: tog / Depositphotos

Entscheidend für die Kleintiere ist, wann, wie oft, wie tief und wie gründlich gemäht wird. Im Idealfall schneidet man nicht zu tief – zehn bis 15 Zentimeter über der Oberfläche. An Randbereichen sowie rund um Hecken kann das Gras besonders hochwachsen gelassen werden und unter Gebüschen sollte am besten nie gemäht werden, weil sich viele Tiere hier gerne verstecken. An wechselnden Stellen sollte bei jedem Schnitt ein Teil der Pflanzen für Insekten stehen gelassen werden, auch über den Winter. Blumenwiesen sollten lediglich ein- oder zweimal im Jahr, am besten im Sommer, geschnitten werden. Bei Blumenrasen reicht es, sie vier- bis achtmal jährlich zu schneiden, und der Spielrasen braucht monatlichen Pflegeschnitt.

Gefahrenfrei und mit Versteckmöglichkeiten

Wer einen besonders tierfreundlichen Garten gestalten will, lässt am besten zusätzlich eine vollständig unbearbeitete Fläche für Tiere, die nach einem Versteck suchen. Hier kann das Gras wild wachsen gelassen sowie Ast- und Laubhaufen errichtet werden. Als wertvolle Ergänzung zum Garten kann sich ein solches Stück Natur über Monate hinweg zu einer Nisthilfe entwickeln, wo sich ab und zu kleine Tiere und Insekten sehen lassen. Damit sich diese auf der restlichen Fläche des Gartens nicht verletzen oder in eine Falle tappen, gilt es einiges zu beachten.

Drahtschotterkorb vor Haus

Ein solcher Drahtschotterkorb mag unscheinbar aussehen, doch zwischen den Steinen finden Tiere und Insekten zahlreiche Verstecke. Bild: Vladdon / Depositphotos

Auf Netze sollte im Garten möglichst verzichtet werden, da sich kleine Tiere schnell darin verheddern und einen qualvollen Tod sterben können. Ebenfalls sollten unscheinbaren Fallen wie Wasserbecken mit steilen Wänden, Keller- und Lichtschächte mit Ausstiegsrampen versehen oder mit Deckeln und Fliegengittern ausgestattet werden. Ausserdem können allfällige Stützmauern geschickt gestaltet werden, zum Beispiel in Form von einer Trockensteinmauer oder eines Drahtschotterkorbes, wo sich Unterschlüpfe für Kleintiere finden lassen. Zusätzliche Versteckmöglichkeiten für Insekten können mit Insektenhotels oder durchlässigen Bodenbelägen geschaffen werden. So machen es sich die besonders gefährdeten Wildbienen gerne in Steinplatten und Sandfugen gemütlich, während Spinnen, Käfer und Schnecken Kiesbelage bevorzugen.

Auf natürliche Mittel setzen

Zwei wichtige Elemente der Gartenpflege kommen in flüssiger Form – Dünger und Pestizide. Kunstdünger und giftige Pflanzenschutzmittel wirken zwar gegen unerwünschte Pflanzenfresser, unterscheiden dabei jedoch nicht zwischen Parasiten und harmlosen Gartengästen. Mögliche Lösungsansätze liefern tierfreundliche und umweltschonende Behandlungen. Auf künstlichen Dünger kann gänzlich verzichtet werden, doch wenn eine Pflanze eine Portion zusätzlicher Nährstoffe benötigt, kann Gründüngung oder Kompost ohne Bedenken verwendet werden. Zum Beispiel lassen sich frische wie getrocknete Bio-Bananenschalen zerkleinert in die Erde einarbeiten und liefern den Pflanzen Kalium, Magnesium und Calcium.

Wer schon bei der Gartenplanung auf robuste Pflanzensorten wie den Schwarzen Holunder, den Weissdorn und die Hundsrose setzt, muss sich viel weniger um den Pflanzenschutz sorgen, da diese Pflanzenarten an die lokalen Bedingungen gewöhnt sind. Öde Golfrasen und monotone Reihen von Thuja sind hingegen eine wenig vorteilhafte Wahl von Begrünung, da sie keinen Lebensraum für die lokale Fauna schaffen. Mit einer Auswahl an einheimischen Pflanzen entsteht auf den Grünflächen zusätzlicher Lebensraum mit wertvollen Nahrungsquellen für Insekten und Vögel, der auch das Auge erfreut und zudem seltener gemäht werden muss. Zusätzlicher Raum für solche pflegeleichten Grünflächen findet sich übrigens auf Fassaden und Dächern, die ansonsten wie Schottergärten durch die Sonne erhitzt werden und zugleich selbst unnötig Hitze produzieren.

Leben in und neben dem Wasser

Auch in Gewässern aller Grössenordnungen finden kleine Tiere und zahlreiche Insekten ein Zuhause. Deswegen sollten während den Sommermonaten Gartenteiche samt unmittelbarer Umgebung in Ruhe gelassen werden, solange einheimische Amphibien und Krabbeltierchen noch nicht ausgewachsen oder geschlüpft sind.

Ein bewachsender Teich im Garten

Im und um den Gartenteich herum leben verschiedenste Insekten. Bild: imagebrokermicrostock / Depositphotos

Die Ufervegetation ist für die lokale Fauna von hoher Bedeutung, weil sich hier zahlreiche Verstecke für Larven, Wasserschnecken und viele weitere Kleintiere finden. Bei einem Rückschnitt sollte also ein Drittel der Vegetation unberührt gelassen werden, damit die Tiere nicht gänzlich aus dem Garten verschwinden, sondern den restlichen Teil des Gartens wieder besiedeln. Das Schnittgut sollte übrigens mindestens einen Tag auf dem Boden liegengelassen werden, damit die Tiere aus ihren Verstecken hervorkriechen und sich in Sicherheit bringen können. Mit einer nachhaltigen und tierfreundlichen Pflege bleibt der eigene Garten nicht nur ein schön gestalteter Ort zum Entspannen, sondern bietet auch zahlreiche Gelegenheiten, die lokale Fauna zu bestaunen und die eigene Beziehung zur Natur zu kultivieren.

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