Das Thema Sonnenschutz wird von vielen Menschen auf die leichte Schulter genommen. Dabei kann zu viel UV-Strahlung der Haut erheblichen Schaden zufügen. Ein Zuger Start-up möchte nun mit einem UV-Sensor die SchweizerInnen beim Umgang mit der Sonne unterstützen.
Sommer, Sonne, Sonnenschein. Die Schweiz erlebte in den letzten fünf Jahren drei der heissesten Sommer ihrer Geschichte. Damit verbunden ist, dass man mehr Zeit draussen und damit an der Sonne verbringt. Neben dem Schönheitsideal von braungebrannter Haut und einer aufgehellten Stimmung ist eine ausreichende Menge Sonnenstrahlung essenziell für den menschlichen Körper, denn nur so kann das lebensnotwendige Vitamin D produziert werden. Damit dies geschieht, muss die UV-Strahlung unserer Sonne auf die Haut treffen, nur so kann der Körper Vitamin D synthetisieren.
Ein Mensch benötigt pro Tag 20 Mikrogramm dieses Vitamins. Es steckt auch in bestimmten Nahrungsmitteln wie Fisch, Eier, Milchprodukten und Innereien, diese können allerdings nur eine Ergänzung zur hauseigenen Produktion darstellen. Die zusätzliche Sonnendosis kann dabei vom Körper gespeichert werden, etwa für schlechte Zeiten wie die Wintermonate. Eine Studie des Bundesamts für Gesundheit (BAG) geht davon aus, dass im Winter bei 60 Prozent der SchweizerInnen ein Vitamin-D-Mangel besteht. Dieser Mangel kann zu einer Knochenerweichung führen und das Risiko für andere Krankheiten erhöhen.
Laut dem BAG machen UV-Strahlen 4 Prozent der Sonnenstrahlung aus. Die Atmosphäre unseres blauen Planeten wirkt dabei wie ein Schutzschirm, der einen Grossteil der ultravioletten Strahlung absorbiert. Die UV-Strahlen, die uns erreichen und von der Erde reflektiert werden, können dabei allerdings direkt in die Hautzellen eindringen. Dabei ist Wärme oder Hitze keine Bedingung, die UV-Strahlung kann zu jeder Jahreszeit gefährlich werden. Die Folgen sind Sonnenbrand und eine schnellere Hautalterung. Bei einer hohen Belastung können die entstandenen Schäden im Erbgut nicht immer vom eigenen Körper repariert werden und so im schlimmsten Fall zu Hautkrebs führen.
Ein UV-Sensor als Erinnerung
Natürlich kennen wir alle die Grundregeln des Sonnenschutzes: Sonnencremes, Sonnenbrillen und Kleidung schützen und rund um die Mittagszeit entfaltet die Sonne ihre ganze Kraft. Doch in der Freude über die ersten richtigen Sommertage kann das eigene Wissen schnell mal an den Rand gedrängt werden. Am Ende entscheidet man sich dann doch oft für den unbedarften Sonnenkonsum und lebt die nächsten Tage mit einer Haut, die einen deutlichen Rotstich aufweist.
Dabei ist der richtige Umgang nicht nur ein Anliegen von Gesundheitsbehörden und Eltern mit kleinen Kindern. So hat das Zuger Start-up Ink-U-Beta einen UV-Sensor inklusive eigener App entwickelt, um die SchweizerInnen beim verantwortungsvollen Umgang mit der Sonne zu unterstützen. Der solarbetriebene Sensor misst in der Länge gerade einmal 4 Zentimeter und wiegt 9 Gramm. Als Clip oder am Armband lässt er sich so an zahlreichen Körperstellen oder der Kleidung tragen.
Der wasserdichte Sensor misst dabei die Stärke der UV-Strahlung und schickt die Daten per Bluetooth an die hauseigene Smartphone-App. Dazu muss die anwendende Person zuvor ein persönliches Limit festgelegt haben, bevor die App Alarm schlägt. Die richtige Einschätzung des eigenen Hauttyps und wie viel Sonne man verträgt ist etwas, woran man sich langsam herantasten muss. Im Idealfall kann dies auch beim nächsten Besuch vom eigenen Hautarzt oder der Hautärztin festgelegt werden.
Sonnenbewusst dank Smartphone
Hinter dem Produkt steckt der Schweizer Ingenieur Samuel Welten (38), der sich bereits nach dem Erhalt seines Doktortitels als Elektroingenieur an der ETH Zürich mit dem Thema UV-Sensoren beschäftigte. Zusammen mit seinem Geschäftspartner aus Zug gründete er dann 2016 das neue Start-up, um den Menschen dabei zu helfen, gesünder mit der Sonne umzugehen.
Der kreative Produktname Sun-a-wear (Englisch auch für sonnenbewusst) ist dabei Programm und Wortspiel zugleich. «Es ist aber nicht einfach, wenn man die Schreibweise über das Telefon kommuniziert», erzählt Welten im Gespräch. Der Mikro-UV-Sensor wird dabei explizit nicht als Gesundheitsprodukt vermarktet, «weil wir denken, es ist wichtig, dass die Verantwortung immer noch beim Menschen liegt», erklärt Welten. Und am Ende braucht es auch immer noch die funktionierende Technik und eine Person, die die richtigen Schlüsse aus den Daten zieht.
Mehr Aufmerksamkeit in den kalten Monaten
Der Entwickler warnt allerdings vor einem Irrglauben: «Dass mir nichts passiert, solange mir mein Handy nicht sagt, ich müsse raus aus der Sonne, ist eine gefährliche Annahme. Denn UV-Schäden entstehen bei jeder Strahlendosis, es gibt keine fixe Grenze.» Am Anfang möchte man mit dem Sonnensensor vor allem Zielgruppen ansprechen, die viel Zeit draussen verbringen. Dazu gehören Eltern mit kleinen Kindern, SportlerInnen und Menschen, die eine empfindliche Haut haben. «Wenn sich diese Art von Sensoren etabliert und die Technik kleiner wird, dann wird auch die Zielgruppe grösser werden», sagt Welten. Kleinere Sensoren könnten in Zukunft in Kleidern, Hüten oder Sonnenbrillen integriert werden und damit quasi verschwinden.
Dass der Sonnenbrand vor allem im Sommer als Gefahr wahrgenommen wird, wurmt Welten: «Eigentlich ist jedem das Thema sehr bewusst, auch weil es Sensibilisierungskampagnen gab, aber gleichzeitig ist man auch übersättigt davon.» Ob man im Herbst wandern geht oder im Winter Skifahren, die Sonne ist dort aufgrund der Höhe stärker. Hinzu kann noch die Reflexion des Schnees kommen und schon ist das Gesicht beim Skifahren einer erhöhten UV-Belastung ausgesetzt. «Im Sommer mag es für die Menschen offensichtlicher sein, das Gerät einzusetzen, aber es hat nicht nur dann einen Nutzen», so Welten.
Nach dem Verkaufsstart im Juli möchte man bei Sun-a-wear in der Schweiz zunächst eine hohe dreistellige bis mittlere vierstellige Produktzahl absetzen. Das kleine Start-up möchte so natürlich wachsen. Als Nächstes möchte man auch in Deutschland starten, bevor man sich 2023 auf die USA konzentrieren wird. Und neben Updates für die gleichnamige App arbeitet man aktiv an neuen Produkten. Damit die SchweizerInnen in Zukunft etwas genauer auf ihren Sonnenhaushalt achten können. «Denn wenn man informiert ist, kann man bessere Entscheidungen treffen», ist Samuel Welten überzeugt.
Gefahr Hautkrebs Die Haut ist das grösste Organ des Menschen. Sie reguliert die Temperatur und schützt den Körper. Jährlich erkranken hierzulande gemäss der Krebsliga Schweiz 3000 Menschen an einem Melanom – schwarzem Hautkrebs. Die Krankheit betrifft Männer und Frauen gleichermassen und im Gegensatz zu vielen anderen Krebsarten auch jüngere Personen. So sind ein Viertel der erkrankten Menschen unter 50 Jahre alt. Die häufigsten Ursachen sind, neben Muttermalen und einer erblichen Vorbelastung, UV-Strahlung und Sonnenbrand.