DIGITALISIERUNG VERÄNDERT DEN GESUNDHEITSMARKT

Ärztemangel in ländlichen Regionen und steigende Gesundheitskosten: Die Gesellschaft wird immer älter und immer mobiler. Das hat für den Gesundheitssektor Konsequenzen. eHealth heisst das neue Zauberwort, welches all diesen Problemen entgegenwirken soll.

Der Begriff umfasst Organisationen, Sensoren/Aktoren undIT-Systeme, die sich mit dem Thema Gesundheit und allen  dafür erhobenen Daten auseinandersetzen. In Nordeuropa ist die Digitalisierung schon angekommen, die Schweiz versucht inzwischen nachzuziehen und ist auf dem besten Weg, eHealth erfolgreich in der Gesellschaft zu etablieren. Schon die einfachsten Dinge gehören dabei zu den möglichen Massnahmen, um den Gesundheitsbereich für die Digitalisierung fit zu machen. Dazu zählen etwa Online-Terminvereinbarungen oder Online-Datenbanken zu allen möglichen Diagnosen, Symptomen und Krankheiten.

Rund 320 Spitäler und Kliniken in der Schweiz könnten mittels Digitalisierung vor allem von Kostenersparnissen profitieren, indem die elektronische Unterstützung zur Effizienzsteigerung führt. Damit sind langfristig Einsparungen von bis zu 300 Millionen Franken möglich. Vor dem Hintergrund, dass sich die Gesundheitskosten in der Schweiz seit 1997 verdoppelt haben, ist dies ein wichtiger Aspekt. Experten gehen davon aus, dass die Kosten bis 2030 um weitere 60 Prozent steigen werden. Einen Grossteil der Kosten verursachen chronische Krankheiten. Durch eine umfassende Digitalisierung können diese künftig besser und schneller erkannt werden. Denn Algorithmen und Datenbanken können mit typischen Krankheitsbildern und Symptomen gefüttert werden. Trifft ein Symptom oder ähnliches auf den Patienten zu, wird die notwendige Therapie vorgeschlagen. So kann schon früh einer auftretenden Krankheit entgegengewirkt und so möglicherweise vor dem chronischen Verlauf bewahrt werden.

Derzeit gibt es vier Bereiche zum Thema digitale Gesundheit: Trend Health, eHealth, Tech Health und Data Health. Am weitesten verbreitet ist vermutlich der Bereich Trend Health – er beinhaltet vor allem Fitness-Tracker und Gesundheits- Apps. Medizinische Aussagen lassen sich aufgrund der dort erfassten Daten nicht machen, geben aber einen Aufschluss über die Person. Im Bereich eHealth dagegen steht der medizinische Nutzen der Daten im Mittelpunkt. Die Daten werden von entsprechendem Fachpersonal erhoben und in digitalisierter Form zum Austausch bereitgestellt.

TECHNOLOGIE BESTIMMT DEN TECH HEALTH-BEREICH

Innovationen im medizintechnischen Bereich spielen im Tech Health-Bereich eine Rolle. Die Generierung und Auswertung von Daten ist Ziel von Data Health. Dieser Bereich bildet die Grundlage für die anderen Bereiche. Der Trend Health-Bereich hat in den vergangenen Jahren den Grundstein gelegt für die weitere Entwicklung des eHealths. Die Menschen versuchen mit Hilfe von Wearables und Gesundheits-Apps ihr körperliches Wohlbefinden zu steigern und ihre Gesundheit zu fördern. Das lässt den Schluss zu, dass die Menschen immer offener gegenüber digitalen Gesundheitslösungen werden und diese auch zunehmend einfordern.

WIE KANN EINE DIGITALISIERUNG DER GESUNDHEITSBRANCHE AUSSEHEN?

Fast jeder Schweizer verfügt heute über ein Smartphone. Darüber können Vitaldaten überwacht und abgerufen werden. Die Medikamenten-Einnahme wird überwacht und gegebenenfalls daran erinnert. Zudem können Medikamentennachbestellungen automatisch ausgelöst werden. Die Patientenakte ist zentral gespeichert und kann von dem behandelnden Arzt jederzeit abgerufen werden. Doppelte Untersuchungen werden damit hinfällig. Der behandelnde Arzt bekommt zudem einen Überblick über alle Symptome und Krankheitsbilder des Patienten und kann so eine genauere Diagnose treffen. Patienten können Termine vereinbaren. Sprechstunden können auch am Telefon oder per Videochat geführt werden. Für Patienten gibt es die Chance, die eigenen Vitalwerte und Gesundheitsdaten zu überwachen und entsprechend einzugreifen. Verschlechtert sich der Gesundheitsstatus eines Patienten dramatisch, kann auch ein Notruf abgesetzt werden.

Bisher ist der traditionelle Weg des Patienten zum Arzt geprägt durch direkten, physischen Kontakt. Der Patient muss selbstständig Diagnosen, Verlaufsdokumente, Röntgenbilder und ähnliches zum Termin mitbringen. Nicht immer sind die für die Diagnoseerstellung nötigen Dokumente vorhanden. Der neue digitale Pfad schliesst dies direkt aus. In einer elektronischen Patientenakte sollen alle Untersuchungen, Behandlungsverläufe und Diagnosen zentral abgelegt werden. Mit Waerables und Gesundheits Apps werden zudem die Vitalfunktionen und andere Gesundheitsdaten überwacht. Bei Bedarf werden die Daten an den zuständigen Arzt weitergeleitet. Patienten bekommen die Möglichkeit, rund um die Uhr einen Termin zu vereinbaren. Der Arzt hat die Möglichkeit, aus der Fülle der Daten eine gezieltere Diagnose zu treffen.

Das im Jahr 2015 verabschiedete Gesetz zur Bearbeitung von Daten und Dokumenten des elektronischen Patientendossiers (EPD) regelt die Nutzung der Patientendaten. Der Austausch der Daten unter Fachpersonal ermöglicht dauerhaft bessere Behandlungsergebnisse und damit mehr Patientensicherheit. Zudem fallen doppelte Untersuchungen und Behandlungen weg, was den Behandlungsprozess langfristig verkürzt und die Kosten senkt. Patienten haben die Möglichkeit auf ihre Daten selbst zuzugreifen. Das Gesetz eröffnet zudem die Möglichkeit, selbst darüber zu entscheiden, welchem Fachpersonal welche Daten zugänglich gemacht werden. In Dänemark gibt es bereits ein solches System. Die Patienten haben eine Benutzer-ID, einen Zugangscode und eine Schlüsselkarte. Zudem erhalten sie Kenntnis darüber, wer und wann auf die abgelegten Daten zugegriffen hat. Das dortige Fachpersonal darf zudem erst auf diese Daten zugreifen, wenn diese aktiv in die Behandlung eingebunden werden. So ist sichergestellt, dass die sensiblen Patientendaten nicht in die falschen Hände gelangen.

In puncto Nachhaltigkeit kann die Digitalisierung der Gesundheitsbranche ebenfalls punkten: pro Tag werden 820‘000 Blatt Papier verbraucht. Wenn künftig Akten, Patientenrechnungen und Co. digital verwaltet werden können, senkt das den Papierverbrauch und schont damit die Umwelt. Das führt mittelfristig ebenfalls zur Kostenreduktion.

Den Ausführlichen Bericht, finden Sie in der aktuellen Ausgabe der FonTimes

Einen Kommentar hinterlassen