Die Crowdfunding-Plattform Funders der Luzerner Kantonalbank wird nach gut sieben Jahren Ende 2023 eingestellt. Die Gründe dafür und ob solche Plattformen in der heutigen Zeit noch vertretbar sind, erläutert Plattform-Manager Daniel Lütolf.
Herr Lütolf, 2016 hat die Luzerner Kantonalbank (LUKB) die Crowdfunding-Plattform Funders lanciert. In den knapp acht Jahren haben Sie es nicht geschafft, die Plattform schweizweit zu verankern und weitere Partner zu gewinnen. Was sind die Gründe fürs Scheitern?
Die Idee war zu Beginn, dass wir möglichst viele Kantonalbanken als Partnerinnen gewinnen. Anfangs gelang dies gut mit der TGKB, BEKB, OWKB und der NWKB. Die TGKB und die BEKB kündeten die Partnerschaft nach zwei Jahren wieder aufgrund von neuen strategischen Ausrichtungen. Leider haben wir es danach nicht geschafft, neue Kantonalbanken zu gewinnen. Obwohl einige Kantonalbanken Interesse bekundeten, haben sie meist aus strategischer Sicht abgesagt. Wir wollten mit Funders mitunter auch Geld verdienen. Dieses Ziel konnten wir leider nicht erreichen.
Wie gross ist Ihre Enttäuschung?
Selbstverständlich ist die Enttäuschung gross, da wir Funders mit Leidenschaft betrieben und auch vieles erreicht haben. Für diese Erfahrung in den letzten sieben Jahren bin ich aber sehr dankbar. Nun schliesst sich der Vorhang – aber ein neuer wird aufgehen.
Also gibt es Pläne, die Plattform in anderer Form fortzuführen oder eine alternative Lösung anzubieten?
Es gibt unterschiedliche Ideen, welche aber noch nicht spruchreif sind. Innerhalb der LUKB wird Funders bzw. das Thema Crowdfunding ab 2024 aber keine Rolle mehr spielen.
In der Art, wie Funders heute aufgestellt ist, ist aus Ihrer Sicht, wie Sie in einer Medienmitteilung schreiben, das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht gegeben. Was hätten Sie anders machen können?
Die Anzahl Projekte ist grundsätzlich bei allen Plattformen rückläufig, wie auch ein Crowdfunding-Monitoring der Hochschule Luzern zeigt. Dadurch sind auch die Erträge gesunken. Wir versuchten, Funders innerhalb der LUKB als Marketingtool zu positionieren. Dies ist uns leider nicht gelungen.
Welche Massnahmen wurden ergriffen, um die Plattform zu verbessern und das Nutzererlebnis zu optimieren und weshalb waren diese Massnahmen nicht ausreichend, um den Erfolg der Plattform sicherzustellen?
Wir haben diverse – aus unserer Sicht – innovative Neuerungen umgesetzt. Wie das SuisseID-Login, das digitale Kunden-Onboarding oder Krypto-Zahlungen. Funders funktionierte wie eine Sandbox: Wir konnten schnell Neues implementieren und austesten. So waren wir auch die einzige Plattform in der Schweiz, welche Crowdsupporting und Crowdlending angeboten hat. Am Ende des Tages spricht jedoch der Markt.
Was war Ihr Ziel, als die Plattform 2016 lanciert wurde?
Unser Ziel war klar, dass sich Funders in der Schweiz etabliert und zu den grossen vier Plattformen zählt. Dies haben wir erreicht. Jedoch sind die Erträge nie dort angekommen, wo sie laut Business Case hätten sein müssen.
Wie viele Projekte konnten über die Plattform finanziert werden und bei wie vielen ist der Erfolg nachhaltig?
Wir haben über 330 Projekte erfolgreich realisiert und haben immer noch zwei Schweizer Rekorde: den SC Kriens und das Luzerner Sinfonieorchester als grösstes Sport- respektive grösstes Kulturprojekt. Wie nachhaltig die erfolgreichen Projekte sind, ist schwierig zu beurteilen.
Welches waren die Projekte, die am besten abgeschnitten haben?
Das waren die bereits erwähnten Projekte: Das Luzerner Sinfonieorchester hat für den Neubau eines Probenhauses und ein Zentrum für Kinder- und Jugendprogramme gesammelt. Ziel waren 500’000 Franken, erreicht wurden 578’000 Franken. Ebenfalls ein grosser Erfolg war das Crowdfunding des SC Kriens für den Bau des neuen Sportzentrums Kleinfeld, das einen Projektbetrag von 145 Prozent erreicht hat. Nebst diesen beiden Top-Projekten gab es noch ganz viele andere grössere und kleinere, die ihre Ziele erreicht haben.
Gabs auch totale Nullnummern?
Natürlich, das liegt in der Natur des Crowdfundings. Eine Crowdfunding-Kampagne ist ja auch ein Markttest. Wenn die Projektstarter keine Community haben, wird es nahezu unmöglich, zum Erfolg zu kommen.
Welche Auswirkungen wird die Schliessung von Funders auf diejenigen haben, die aktuell Projekte auf der Plattform laufen haben wie etwa das Zuger Projekt Jungkraut, das durch Fundraising sein Produktportfolio mit einem natürlichen Schweizer Refill-Duschgel erweitern will?
Für die noch laufenden Projekte hat es keine Auswirkungen. Die Betreuung und Begleitung durch das Funders-Team wird in gewohnt hoher Qualität angeboten. Alle Projekte werden bis Ende November dieses Jahr abgeschlossen sein.
Wie reagierten die Nutzer und Investorinnen auf die Nachricht über die Einstellung von Funders?
Viele Nutzer waren erstaunt über den Entscheid, insbesondere erfolgreiche Projektstarterinnen. Sie finden es schade. Aber ein grosses Aufbegehren – auch seitens der Medien – hat es nicht gegeben.
Wie wird sich die Einstellung von Funders auf den Crowdfunding-Markt in der Schweiz auswirken?
Dies wird keine nennenswerten Auswirkungen haben. Die Projektstarterinnen und -starter werden einfach auf eine andere Plattform ausweichen.
Welche Empfehlungen haben Sie für Unternehmer, die nun auf der Suche nach einer neuen Crowdfunding-Plattform sind?
Je nach Projekt gibt es Vor- und Nachteile der Plattform-Anbieter. Somit kann diese Frage nicht wirklich beantwortet werden. Aber man kann gerne jederzeit mit mir Kontakt aufnehmen – ich helfe auch nach Funders gerne.
Gibt es Pläne, das Team und die Ressourcen von Funders für andere Projekte oder Initiativen zu nutzen?
Nein – das Funders-Team mit zwei Personen wird sich beruflich neu orientieren bzw. einen neuen Job suchen.
Wird die Schliessung der Plattform den Ruf und das Vertrauen gegenüber der Luzerner Kantonalbank beeinflussen?
Nein, überhaupt nicht, da die LUKB den Entscheid klar kommuniziert und begründet hat.
Alle Bevölkerungsgruppen spüren einen enormen Kostendruck. Sind Crowdfunding-Plattformen heute überhaupt noch zeitgemäss?
Wie bereits erwähnt, gibt es gute und schlechte Projekte. Ob du ein Projekt unterstützen willst oder nicht, liegt ja ganz bei dir. Dank Crowdfunding-Plattformen haben aber auch kleinere Projekte die Möglichkeit, umgesetzt zu werden.
Interessierte finden die Top-20-Projekte und weitere Informationen hier.