Die älteste Hanfmesse Europas wird 20-jährig

CannaTrade hat Grund zum Feiern

Zwei Jahrzehnte Hanfmesse CannaTrade! Dies soll – wenn auch unter erschwerten Umständen – Anfang Juli gebührend gefeiert werden. Auch sonst gehören die mageren Jahre für die CannaTrade längst der Vergangenheit an. Für nächstes Jahr ist die grösste Hanfmesse in der Geschichte von CannaTrade geplant.

2001 existierten in Europa drei Hanfmessen: Die Cannabusiness in Deutschland, die Highlife in den Niederlanden und die CannaTrade in Bern. Letztere ist die Einzige, welche bis heute überlebt hat. Sie kann auf eine wechselvolle und eng mit der Schweizer Cannabispolitik verknüpfte Geschichte zurückblicken.

Der Startschuss fällt, als aus den Schweizer Hanftagen vor 20 Jahren die internationale Hanf-Fachmesse CannaTrade wird. Es war dies in der Zeit der «Duftsäckli», als es in der Schweiz zahlreiche Hanfläden gab. Grund dafür war eine Lücke im Betäubungsmittelgesetz, welche den Hanf erst dann explizit verbot, wenn er zu Rauschzwecken verwendet wurde. So war die Schweiz während einiger Jahre eines der weltweit führenden Cannabisländer.

Das Ende des Rausches

Der grüne Goldrausch erfuhr durch Gesetzesverschärfungen jedoch ein jähes Ende. Auch für die CannaTrade fielen infolgedessen härtere Zeiten an. Ben Arn ist seit 2006 Organisator der CannaTrade. Er erinnert sich: «Bis 2008 war es in der Schweiz wenigstens noch toleriert, Hanfsamen zu verkaufen, was zu diesem Zeitpunkt rund 40% der Aussteller der CannaTrade taten. Drei Tage vor der letzten Hanfmesse in Bern im Frühling 2008 war aber auch dieser Spass vorbei. Wir waren bereits in der Festhalle auf dem Bernexpo-Gelände mit dem Aufbau beschäftigt, als das Schreiben der Behörden eintraf: Keine Samen dürfen auf der Messe vorhanden sein, fehlbare Stände würden unverzüglich geschlossen.» Der Schaden war enorm und die CannaTrade quasi tot, denn das Geschäft mit den Samen zog in andere Länder weiter.

Fast unbemerkt wurde im selben Jahr jedoch auch der Grundstein für den heutigen CBD-Boom gelegt. Die Schweiz änderte nämlich den maximal zulässigen THC-Wert für (Industrie-)hanf von damals 0.3 auf maximal 1%.

Die CannaTrade zog 2009 nach Basel, fuhr nach dem Abgang der Samenbanken jedoch finanzielle Verluste ein und verordnete sich 2011 eine Denkpause. So wurde geplant, ab 2012 in einem Zweijahresrhythmus die CannaTrade als kleine, aber feine Schweizer Hanfmesse am Leben zu erhalten. Mit der Stadthalle Dietikon wurde die passende Halle gefunden und bis 2016 fanden so insgesamt drei Ausgaben statt.

In der menschengefüllten Halle schwingt ein Mann eine grosse Cannabisflagge.

So sah es an der ersten CannaTrade 2001 auf dem Gelände der Bernexpo aus. Bild: zVg

Zurück zu den Wurzeln

Im Frühling 2016 klingelte Arns Telefon: «Mir wurde angekündigt, dass ein Weg gefunden war, um legales Gras an der Messe zu verkaufen. Ich hielt es für einen Scherz und fragte nach den amtlichen Dokumenten. Als ich diese einige Zeit später erhielt, keimte sofort die Hoffnung auf, dass sich das Warten gelohnt hat und die Schweizer Hanfbranche und damit auch die CannaTrade wieder zurück zu alter Blüte finden würde», erinnert er sich.

Tatsächlich kehrte die Goldgräberstimmung zurück und die CannaTrade zog nach Oerlikon in die Halle 622 weiter. Die beiden Messen 2018 und 2019 waren innert Kürze ausverkauft. Aus der gemütlichen Schweizer Hanfmesse wurde wieder einer der wichtigsten Treffpunkte der europäischen Cannabisindustrie. Der nächste Schritt war klar: Zurück zum Ursprung nach Bern, auf das grösste Messegelände der Schweiz.

Aus 2020 wird 2022

Die CannaTrade 2020 wurde geplant, doppelt so gross wie die Ausgaben 2018 und 2019 und grösser als je zuvor sollte sie ausfallen. Doch machte die Coronapandemie einen gewaltigen Strich durch diese Rechnung. Zwei Monate vor dem Austragungstermin musste alles gestoppt werden – ein finanzielles Desaster. Doch die Aussteller liessen Arn und die CannaTrade nicht hängen, liessen ihre Anzahlungen stehen und halfen mit einem Aufschlag mit, das Covid-Loch zu stopfen. Dies, obwohl die Messe auch heuer nicht stattfindet und vorzeitig auf Mai 2022 verschoben wurde. Diese ist mit 250 Ausstellern bereits ausgebucht (interessierte Firmen können sich auf eine Warteliste setzen lassen) und soll – sofern es die Situation zulässt – in gewohnter Form mit CannaSwissCup, Hemp Food Festival und Joint Roll Contest über die Bühne gehen.

Auch das heurige Jubiläum bleibt nicht ungefeiert. Auf dem Gelände der Bernexpo, wo die Messe vor 20 Jahren entstand, findet am Wochenende vom 2. bis 4. Juli das «20 years CannaTrade – Festival» statt. Mit 20 Messeständen und allen bewährten Highlights. Zusammen mit Musik und gedeckter Chillout-Area soll in kleinem Rahmen trotz allem CannaTrade-Stimmung aufkommen.

Auch wenn eine gewisse Unsicherheit bleibt und Arn schätzt, erst Mitte Juni definitiv grünes Licht für die Jubiläumsfeier geben zu können, werden Ticketkäufer definitiv nicht leer ausgehen. Denn sollte das Festival abgesagt werden müssen, senden Arn und sein Team den Goodiebag, den es beim Eingang für jeden Besucher gäbe, einfach nach Hause.

Alle Infos zur CannaTrade sowie zum «20 years CannaTrade – Festival» gibt es unter www.cannatrade.ch

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