Das Radar für neue (Schweizer) Musik

Das m4music Festival versammelt Musiktalente

Neue Schweizer Musiktalente geben dieses Wochenende eine Talentprobe ab, wenn gestandene Acts und Hobbymusiker am m4Music Festival in Zürich auf der Bühne stehen. Hier finden am 28. und 29. März ausserdem zahlreiche Talks, Workshops, Panels und weitere Angebote statt, wobei die Besucherschaft das eigene musikalische Können auf die Probe stellen und erweitern kann. Das neu für die Kuration zuständige Duo legt einen besonderen Schwerpunkt auf Schweizer Heavy Metal.

Das m4music Festival verbindet aufstrebende Musikerinnen mit Profis, bietet ihnen eine Plattform für den Austausch und zahlreiche Gelegenheiten, ihren Horizont in verschiedenen Teilbereichen der Musik zu erweitern. Im Schiffbau, in den Clubs Moods und Exil, wird die Musik am Freitag, 28., und Samstag, 29. März, zu hören sein und zahlreiche Panels mit grossen Namen der Schweizer Musikbranche werden dort gehalten. Das Festival wird vom Migros-Kulturprozent möglich gemacht und ist seit 1998 fester Bestandteil der Schweizer Musikszene.

Ein besonderer Fokus wird in der diesjährigen Ausgabe auf Heavy Metal gelegt, wobei das m4music Festival in der Regel zu Pop als am prominentesten vertretene Musikrichtung tendiert. Diesen Schwerpunkt hat das neue Kurotorenduo Céline-Giulia Voser und Stoph Ruckli gewählt, das den Posten von Yvonne Dünli nach zehn Jahren als Leiterin des Festivals übernommen haben. Die Metal-Szene der Schweiz sei viel grösser, als sie vielen erscheint, und sei somit einen besonderen Fokus wert, denn einige Schweizer Bands wie Eluveitie sind sogar international erfolgreich. In seiner Heimat findet Schweizer Metal jedoch oftmals viel wenigere Anhänger. Wieso dem so ist, soll am Freitag um 15:45 Uhr im Exil diskutiert werden. Zu den Gesprächsgästen zählt Simon Füllemann, der zu den erfolgreichsten Schweizer Musikmanagern zählt und CEO der Agentur AISA Music ist. Auf der Bühne erzählt er von seiner Karriere und gibt mit zahlreichen persönlichen Anekdoten einen Einblick in die Schweizer Musikszene.

Ein grenzüberschreitendes Label

Nicht nur einige Schweizer Metal-Bands sind international bekannt, auch das Label, das gleichzeitig auch Musikladen und Café ist, Bongo Joe Records geniesst Bekanntheit, die über die Landesgrenzen hinausgeht. Dieses Jahr feiert Bongo Joe Records aus Genf sein zehnjähriges Bestehen. Der Gründer des Labels, Cyril Yeterian, bringt seine Erfolgsgeschichte am Samstag ab 12:45 Uhr ins Exil. Sein Gespräch mit SRF-Westschweiz-Korrespondentin Valérie Wacker findet auf Französisch statt und wird simultan auf Deutsch übersetzt. Auch die internationale Verbreitung von schweizerdeutscher Musik wird beleuchtet.

Das Café Bongo Joe Records sieht im Abendlicht besonders gemütlich aus, mit zahlreichen Vinyls und CDs an den Wänden.

Der Name Bongo Joe Records gehört einem Label, Café und Musikladen gleichzeitig. Bild: Instagram bongojoerecords

Mit viel Empathie, entwaffnender Ehrlichkeit und einer guten Prise Humor widmet sich der Speaker Christoph May dem modernen Männerbild. Am Samstag ab 14 Uhr spricht der Männlichkeitsforscher und Berater über Männerkulturen in Bereichen der Wirtschaft, Kultur, Politik und Wissenschaft. Mit seinem Vortrag «Detox Masculinity» stellt er die Männernarrative infrage und diskutiert Möglichkeiten, wie die Gesellschaft gegen das Patriarchat vorgehen kann.

Neue Talente entdecken

Die Demotape Clinic des m4music Festivals hat sich dieses Jahr 1038 zugesendete Demos angehört und davon die 60 besten Künstlerinnen ausgewählt, die in den Live Sessions ihre Lieder präsentieren werden. Auf diese Weise werden vielversprechende Musiktalente gefördert, sie erhalten Feedback von Profis, werden in fünf Kategorien ausgezeichnet und haben die Chance auf Preisgelder. Am zweiten Festivaltag finden die Demotape Clinic Live Sessions und die anschliessende Award Show statt.

Dieses Event gilt als eines der grössten Musikcontests der Schweiz und folgt einem intensiven Auswahlprozess der Demos. Letzteres bestätigt Nico Schulthess, Projektleiter der Demotape Clinic: «Die (Anzahl an) Acts, welche in den Augen der fünf Vorjurys das Potenzial für die Selected Artists hätten, war dieses Jahr aussergewöhnlich gross», lässt er sich in der Medienmitteilung zitieren. Unter den Musikkategorien soll bei Rock die Anzahl an herausragenden Einsendungen so hoch wie noch nie – oder zumindest lange nicht mehr – gewesen sein. «Diese Verdichtung an Qualität in der Schweizer Musikszene zu beobachten, macht grossen Spass», so Schulthess.

Von gefühlvoll bis tobend

Live-Musik darf am m4music selbstredend nicht fehlen und so wurde ein abwechslungsreiches Musikprogramm mit über 40 nationalen und internationalen Acts für die zwei Tage zusammengestellt. Darunter befindet sich der Sento (25), der mit elektronischer und akustischer Musik verträumte, fetzige und gefühlvolle Songs kreiert. Letztes Jahr hat der Musiker und Produzent den Demotape-Clinic-Preis in der Kategorie «Lyrics & Beats» für sein Lied «Impulse Control» gewonnen. Am Samstag um 19:15 Uhr wird der Zürcher in der Halle mit den vier Frauen von Batbait auf der Bühne stehen. Das Quartett hat für seinen Song «In Fiction» gleich zwei Preise in der Demotape Clinic abgeräumt, und zwar 2021 in den Kategorien «Rock» und «Demo of the Year».

Die sehbeeinträchtigte Sängerin Bernarda wohnt in Zürich und hat mit ihrem Talent bereits 2018 bei «The Voice of Germany» für Begeisterung gesorgt, wo sie bis ins Halbfinale kam. In ihren Songs verbindet die Schweiz-Kroatin Elemente aus verschiedenen Stilrichtungen wie Pop und Soul. Am Freitag wird sie um 16 Uhr ihre Lieder auf der Open Air Stage präsentieren.

Update: Nach Drohungen wegen ihres christlich-konservativen Hintergrunds hat das m4music ihren Auftritten abgesagt. So trat Bernarda Brunovic 2022 am «Marsch fürs Läbe» in Zürich-Oerlikon auf, einer Veranstaltung von Abtreibungsgegnern. Die Veranstalterin Migros erklärte gegenüber dem «Tages-Anzeiger», dass man keine Kenntnis von Bernardas Auftritt am «Marsch fürs Läbe» gehabt habe.

Ein ganz anderes Musikerlebnis bietet Jule X. Die Shows des Berners versprechen ein Übermass an Energie. Seine Lyrics und Beats scheinen zu tobenden Moshpits einzuladen, was sein Auftritt am Gurtenfestival 2023 bewies, denn er musste wegen «Schäden am Tanzboden» unterbrochen werden. Am Samstag tritt Jule X in der Box auf, die hoffentlich intakt bleiben wird.

Der Eintritt zu den Panels und zu vielen Konzerten ist frei, für ausgewählte Konzerte werden jedoch Tickets verkauft. Die Tagestickets sind auf Seetickets ab 65.70 Franken, 33.10 Franken mit Kulturlegi, verfügbar. Ein Ticket für alle Konzerte an beiden Tagen kostet 95.90 respektive 48.40 Franken mit Kulturlegi. Die Abendkasse ist ab 16 Uhr geöffnet.

Einen Kommentar hinterlassen