Auch in diesem besonderen Jahr 2020 kann in Unterägeri das Chlauseslä stattfinden. Allerdings müssen die Organisatoren Abstriche machen.
Die Vorweihnachtszeit ohne das Chlauseslä ist in Unterägeri eigentlich nicht vorstellbar. Deswegen möchten die Organisatoren von Chlauseslä Unterägeri an diesem Brauch trotz Coronapandemie in reduziertem Rahmen und den Umständen entsprechend festhalten.
Entsprechend werden am Abend des Samstags, 5. Dezember, im Dorf ab 17 Uhr fünf Rotten (Moos, Dorf, Zimmel, Wylerberg und Erliberg) unterwegs sein. Auf die Beizärottä, sprich den Besuch von Restaurants und Heime, muss Chlauseslä Unterägeri hingegen schweren Herzens verzichten. Auch der Umzug auf dem Dorfplatz findet nicht statt.
Rottä warten vor dem Haus
Chlauseslä Unterägeri hat ein Schutzkonzept erarbeitet, um den Brauch coronakonform über die Bühne gehen zu lassen. Falls man Geld spenden möchte, kann man auf die traditionellen Gruppen, die Rottä, vor dem Haus zugehen, denn diese sammeln für karitative Projekte. Chlauseslä Unterägeri weisen ausserdem auf ihre Aktion «Schaufenster zum Chlauseslä» hin, mit der sie vorweihnächtliche Stimmung im Dorf verbreiten.
Die Organisatoren äussern sich zum Grund, weshalb sie auch in diesem Jahr am Brauch festhalten: «Mit der Fortführung der Tradition wollen wir im Ägerital ein Zeichen der Hoffnung setzen und gleichzeitig etwas gegen die Armut in der Welt tun.»
Am Nachmittag sind die Kinder unterwegs
Das Chlauseslä gehört zu den ältesten Bräuchen im Ägerital – das belegen Schriften aus dem 16. Jahrhundert. Bei diesem vorweihnächtlichen Klausbrauch beginnt am Tag vor St. Nikolaus, also meist am 5. Dezember, ein eigenartiges Treiben im Tal. Die Entwicklung des Chlauseslä von Oberägeri und Unterägeri ist unterschiedlich verlaufen und weicht in einzelnen Elementen stark voneinander ab.
Das Chlauseslä von Unterägeri hat sich in den letzten Jahrzehnten wenig verändert. Alljährlich am Nachmittag vor St. Nikolaus von 15 bis 17 Uhr gehen die Kinder (Alter bis Ende Primarschule) mit einem Chlausesel von Haus zu Haus und rufen: «Holi holi hüü, de Chlaus isch doo!». Manchmal schwenkten sie dazu noch eine Triichlä. Dabei streckten sie den Chlausesel solange ans Fenster, bis sie eine kleine Gabe bekommen.
Geisterhaft verschwinden sie wieder
Am Abend sind dann die Älteren an der Reihe: Das intensive Kuhglockengeläute, übertönt vom Knallen der Geislä und dem schauerlichen Ton geblasener Kuhhörner, liegt über dem Dorf. In den Strassen bewegen sich mehrere Chlauseselrottä. Der Samichlaus, im bischöflichen Ornat mit einer Mitra auf dem Kopf, gefolgt vom schwarzen Schmutzli, geht von Tür zu Tür und bittet um eine Gabe. Unterdessen stehen vor dem Haus Iffäläträger in ihren weissen Hirtenhemden und zeigen ihre prächtigen, erleuchteten Iffälä.
Nachts gegen 21.30 Uhr ziehen alle am Chlauseslä beteiligten Rottä auf den Dorfplatz. In einem akustisch und optisch beeindruckenden Zuge gehen sie einige Male auf dem Platz rundum. Gleichzeitig schwingen in der Mitte und in den Seitenstrassen die Geislä-Chlepfer ihr ohrenbetäubendes Instrument. Nach einigen Runden verschwinden dann alle beinahe geisterhaft zu ihren Sammelplätzen. Kurze Zeit später senkt sich tiefste Nachtruhe über das Dorf.
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