Brandneue Woerdz und bewährte Poesiestars

Spoken-Word-Festival in Kriens

Im Südpol Luzern werden vom Mittwoch über 50 internationale Dichterinnen im Rahmen des Woerdz-Festival ihre besten und neuesten Werke vortragen. In zehn verschiedenen Sprachen ringen sie um die Sympathie des Publikums und die traditionelle Flasche Whiskey.

Alle zwei Jahre findet das Woerdz-Festival im Südpol Luzern statt und macht Kriens so jeweils zur temporären Spoken-Word-Hauptstadt der Zentralschweiz. Das Festival beinhaltet dabei mehr als Poesie, denn mit Workshops und spielfreudigen Bands bietet es Gelegenheit, um selbst kreativ zu werden, sich mit anderen kulturaffinen Köpfen zu verbinden und ausgelassene Abende zu erleben.

Den Prolog zum diesjährigen Festival vom 23. bis 26. Oktober widmet der Babel-Poetry-Slam am Mittwoch um 19 Uhr im Südpol Luzern der Sprachenvielfalt der Schweiz. Acht Wortkünstler werden dabei in zehn verschiedenen Sprachen Gedichte vortragen – mit Ausnahme von Elina Kulikova, die in ihrem Gedicht mit Russisch, Französisch und Englisch gleich drei Sprachen vereint, werden die Gedichte in jeweils einer Sprache vorgetragen, und zwar in Deutsch, Rumantsch, Spanisch, Serbisch, Hindi, Afrikaans und Schweizerdeutsch.

Moderiert wird der Babel-Poetry-Slam von Kabarettist Dominik Muheim, aktueller Preisträger des Salzburger Stiers, dem bedeutendsten deutschsprachigen Kleinkunstpreis. Zwischen und nach den Lesungen sorgt die Luzerner Band Blind Butcher für musikalische Abwechslung.

Das Vorprogramm zum offiziellen Festivalstart bildet anschliessend ein U18-Dichterwettstreit. Wer diesen gewinnt, darf mit einer Wildcard am Logeslam im Frühling 2025 teilnehmen und erhält gemäss Slam-Poetry-Tradition eine Flasche Whiskey. Die Slammerinnen kommen von den Kantonsschulen Alpenquai, Obwalden und Zug, dem Kurzzeitgymnasium Musegg, dem Berufsbildungszentrum Bau & Gewerbe sowie einem freien Workshop. Für einen musikalischen Ausklang sorgt der Obwaldner DJ Mukkigladiator4000 vom Trio KFK mit einer Kombination aus Funk, Synth-Pop und Soul.

Wortkreativen lauschen und selbst Lieder schreiben

Mit Stars aus der Schweizer Spoken-Word-Szene startet das Festival am Donnerstag, 24. Oktober, sein Hauptprogramm ab 19:30 Uhr. Mit verschiedensten Gästen auf der Bühne präsentiert sich ein vielfältiges Programm. Der Autor Béla Rothenbühler präsentiert sein von Hanfrauch umwehtes Theatermärchen «Polifon Pervers» mit dem Schauspieler und Rapper Rotchops in einer bisher noch nicht aufgeführten Rapversion. Ebenfalls stellt Milena Patagônia eine interessante Kombination vor, wenn sie Club-Beats mit berndeutschen Texten verbindet. Mit einer sanften Nachdenklichkeit schreibt Jens Nielsen akrobatische Denkfiguren und Rébecca Balestra beweist ein weiteres Mal, dass sie aktuell zu den aufregendsten Performerinnen und Humoristinnen der Schweiz zählt.

Am Woerdz-Festival werden Interessierte auch die Gelegenheit haben, sich selbst der Songschreibkunst zu widmen. Im Workshop Try out and create bringt Taylor Klara am Donnerstag von 13:30 bis 16 Uhr den Kursteilnehmern Strategien des Songschreibens bei. Die 25-Jährige schreibt schon seit sie 10 Jahre alt ist Lieder. Sie ist im Pop und R&B zuhause, ihre Songschreibekunst entwickelt sie zurzeit an der BIMM Musikschule in London weiter. Den Kursteilnehmerinnen vermittelt sie Tipps und Tricks, mit denen aus einer groben Skizze ein fertiges Lied entstehen kann. Auch werden Inspirationsquellen und Songstrukturen erkundet und verschiedene Techniken des Songschreibens erlernt. Willkommen sind Teilnehmerinnen ab einem Alter von 15 Jahren, mit oder ohne Erfahrung im Liederschreiben.

Ein klangvolles Format

Am Freitag stellen die Salzburger-Stier-Träger Laurin Buser und Fatima Moumouni ab 19:30 Uhr die Frage, wie man am Weltgeschehen teilnehmen kann, ohne daran zu zerbrechen. Anschliessend betritt Michael Fehr die Bühne und performt seine Texte erstmals als Erzähler und Gitarrist in Personalunion. Ein besonderes Erlebnis verspricht die Uraufführung des Werkauftrags, den die Basler Spoken-Word-Künstlerin Daniela Dill mit dem Frauentrio Les Reines Prochaines entworfen hat. Einzigartig an diesem Werkauftrag ist, dass die Autorinnen sich dabei in einem neuen Literaturformat versuchen – Tempo, Rhythmus, Klang und Tonalität sind bei dieser Performance entscheidend und werden bereits während des Schreibprozesses miteinbezogen.

Als besonderer Gast wird John Cooper Clarke auftreten, der gerade zu seinem 50-Jahre-Bühnenjubiläum durch Grossbritannien tourt und einen Abstecher ans Woerdz-Festival macht. Clarke war einst mit Bands wie den Sex Pistols und The Clash auf Tour, tritt oft mit dem Dub-Poeten Linton Kwesi Johnson aus Jamaika auf und füllt auch mit Solo-Auftritten Theatersäle.  Clarke ist bereits seit den Siebzigerjahren für seine blitzschnelle und intensive Erzählart bekannt, als seine politischen Gedichte den Nerv der Punkbewegung trafen. Auch heute bleiben seine Werke aktuell und regen zum Nachdenken an. Das jüngere Publikum kennt sich wohl eher weniger mit seinen Werken aus, doch sein von den Arctic Monkeys in Liedform gegossenes Gedicht «I Wanna Be Yours» erfreut sich auch bei den jüngeren Generationen grosser Popularität.

Klassiker und brandneue Verse

Am letzten Festivaltag trägt der Deutsche Timo Brunke ab 19:30 Uhr neue Wortgewitter vor. Er ist ein alter und beliebter Hase der Slam-Poetry-Szene, denn 1999 hat er den Stuttgarter Poetry Slam gegründet. Anschliessend bringt die Baslerin Sam Thompson-Young, besser bekannt als svmthoX, ihre direkten Verse ans Publikum, und zwar in Form von (T)Rap Soul. Einen kreativen Werkauftrag des Woerdz-Festivals trägt der Schweizer Wortkünstler Jurczok 1001 mit Ursula Rucker aus den USA vor. Mit gefühlvollen Texten und drängenden Sounds präsentieren die beiden Lyriker ein brandneues Programm.

Vor der Abschlussparty mit dem DJ-Kollektiv Akiwawa ab 23 Uhr präsentiert das Woerdz-Festival seinen letzten Stargast, die surrealistische Blues-Poetin Aja Monet. Die Amerikanerin wurde mit ihrem musikalischen Debüt «when the poems do what they do» 2023 bekannt. Ihre Lyrik verbindet sie mit Jazz und sieht Poesie als Ursprung für starkes soziales und politisches Engagement, was sich in ihren Texten manifestiert.

Tickets für das Woerdz sind online auf Ticketmaster verfügbar. Ein Ticket für einen Abend kostet 35 Franken, der Eintritt zu anschliessenden Partys ist inbegriffen.

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