Bildungsreform hält das KBZ Zug in Atem

Rektor Reto Wegmüller über die intensive Zeit

Seit einem halben Jahr ist Reto Wegmüller Rektor am Kaufmännischen Bildungszentrum Zug. Er blickt auf einen intensiven Start zurück, befindet sich die Berufsfachschule doch gerade mitten in der Umsetzung der Bildungsreform in den Bereichen Kaufleute und Detailhandel.

Zwischen ZVB-Areal, Bossard Arena, Freiruum und Zuger Bahnhof gelegen, nimmt das Kaufmännische Bildungszentrum (KBZ) Zug im sechsgeschossigen Gebäude an der Aabachstrasse nicht nur aufgrund seiner Lage eine zentrale Rolle ein in Zugs Stadtbild. Vor über 20 Jahren eröffnet, haben seither nicht nur Tausende von ZugerInnen an der Berufsfachschule eine Aus- oder Weiterbildung erfolgreich abgeschlossen. Aktuell profitieren rund 1000 Lernende von einem Angebot der Grundbildung, 1500 der beruflichen Weiterbildung sowie 100 Studierende der Höheren Fachschule für Wirtschaft.

Trotz eines hervorragenden Rufes und zahlreicher namhafter Partner aus dem Bildungssektor kann es sich das KBZ Zug nicht leisten, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Gegenwärtig gilt dies umso mehr, da es für die Berufsfachschule gilt, die nationale Bildungsreform in den Bereichen Kaufleute und Detailhandel umzusetzen. In der Vorbereitungsphase hatte Reto Wegmüller die Projektleitung dafür inne. Der 47-Jährige ist seit vergangenem August Rektor des KBZ Zug, als er die Nachfolge von Hansjörg Truttmann antrat. Wegmüller kann das KBZ Zug jedoch bereits seit längerem seine Heimat nennen. Er ist seit 2004 für das KBZ tätig, seit 2016 als Leiter der Weiterbildung in der Funktion eines Prorektors. Gut fünf Jahre lang war Wegmüller zudem Stellvertreter des Rektors und verantwortlich für die finanzielle Führung des KBZ.

Reto Wegmüller

Reto Wegmüller ist seit vergangenem August Rektor des KBZ Zug. Bild: zVg

Er spricht von einem «Start ohne Überraschungen» als Rektor, jedoch sei es aufgrund der Reformumsetzung tatsächlich eine besondere und intensive Zeit gewesen – wobei bereits eine zweijährige Vorlaufzeit hinter dem KBZ Zug liegt und die Umsetzung wird die Verantwortlichen voraussichtlich noch bis Sommer 2026 beschäftigen, wenn auf das KBZ das letzte Reform-Qualifikationsverfahren wartet und diese in den Regelbetrieb übergeht. Bis dahin kommen jedes Jahr wieder neue Elemente hinzu, da die Lehrpersonen Lehrjahr für Lehrjahr vorbereiten.

Lehrpersonen sind gefordert

Kernpunkt der Reform ist, dass sich die Ausbildungen noch konsequenter an den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts orientieren sollen. Wegmüller nennt ein Beispiel in Bezug auf den Detailhandel: «Onlineshops haben in den vergangenen Jahren enorm an Bedeutung gewonnen, dem muss in der Ausbildung Rechnung getragen werden.» Auf Seiten der Kaufleute habe beispielsweise die Kommunikation mittlerweile einen höheren Stellenwert. Entsprechend sollen die AbsolventInnen sowohl im Betrieb als auch im überbetrieblichen Kurs und an den Berufsfachschulen fit gemacht werden, um damit umzugehen.

Für Letztere ergeben sich einschneidende Veränderungen. So wird nun ein Wegkommen von klassischen Fächern verfolgt und stattdessen auf sogenannte Handlungskompetenzbereiche gesetzt. In diesen Oberbegriffen ist beschrieben, wie die Lernenden in ihrem Arbeitsumfeld agieren. Wobei laut Wegmüller für die Lehrpersonen die Umstellung grösser gewesen sei. Gerade auch, da weder gutes Unterrichtsmaterial noch -designs, die über Jahre hinweg entwickelt wurden, eins zu eins übernommen werden können.

Ausserdem verlange die Neugestaltung einen grossen Effort aller Beteiligten und eine verstärkte Absprache, da der Interdisziplinarität mehr Bedeutung zukommt. «Neben methodisch-didaktischer und fachlicher Weiterbildung braucht es vor allem Zeit», so Wegmüller. Da hilft es, diese Arbeit über mehrere Jahre verteilen zu können. Der Rektor sagt sogar: «Ansonsten wäre dies für eine Lehrperson mit einem 100-Prozent-Pensum gar nicht machbar.»

Klein und international

Beim Detailhandel trat die Reform bereits mit dem Ausbildungsstart 2022/23 in Kraft, im Bereich Kaufleute wird dies per 1. August 2023 der Fall sein. Trotz des unterschiedlichen Startzeitpunktes werden wo möglich Synergien genutzt, um eine unnötige Verkomplizierung und zusätzlichen Aufwand zu vermeiden. So sind die beiden Reformen in wesentlichen Teilen aufeinander abgestützt. Sprich, Weiterbildungsinitiativen, die mit den pädagogischen Hochschulen koordiniert wurden, waren für Kaufleute- wie Detailhandelslehrpersonen passgenau. «Es gibt auch zahlreiche Umsetzungskonzepte und Dokumente, die den Schulen helfen, ihren Weg bei der Umsetzung zu finden», erklärt Wegmüller. Hinzu kommt der Austausch und die Unterstützung der Schulen untereinander.

Managementseminar KBZ

Auch die spielerische Komponente darf nicht fehlen: Im Rahmen des Managementseminars an der Höheren Fachschule für Wirtschaft nehmen Studierende der HFW Rollen als CEO, CFO, CMO und COO ein und versuchen den Auftrag des Verwaltungsrates umzusetzen. Bild: Facebook HFW Zug

Dem KBZ Zug ist es ein Anliegen, nicht nur durch Reformen am Puls der Arbeitswelt zu bleiben, sondern soll dies auch durch den regelmässigen Austausch mit verschiedenen Akteuren im Wirtschaftsraum Zug geschehen. So war das KBZ schweizweit eine der ersten kaufmännischen Berufsfachschulen, die digitale Medien im Unterricht verwendete und flächendeckend auf das Konzept «Bring Your Own Device» setzte. Ausserdem sind insbesondere im Weiterbildungsbereich zahlreiche Lehrpersonen angestellt, die nur in einem Teilpensum am KBZ unterrichten und daneben in der (Privat)wirtschaft tätig sind. «So bringen diese immer wieder Impulse aus der Praxis ein», so Wegmüller.

Den Wirtschaftsstandort Zug bezeichnet er in diesem Zusammenhang als «sehr wertvoll». Der Wirtschaftsraum sei zwar international und kompetitiv, doch gleichzeitig auch kleinräumig, da könne man sich auch mal zu einem Kaffee treffen. Gleichzeitig richte man sich nicht nur an den internationalen Grossunternehmen aus, sondern gebe es im Kanton Zug nach wie vor viele KMU, die daran interessiert sind, gut ausgebildete Angestellte in ihrem Betrieb aufzunehmen.

Eine weitere Premiere

Als Messgrösse für seinen Erfolg zieht das KBZ Zug nicht nur die Erfolgsquote seiner Lernenden an den eidgenössischen Prüfungen herbei, sondern sei die Kundenzufriedenheit mindestens genauso wichtig, wie Reto Wegmüller betont. Um diese zu eruieren, werden regelmässig Feedbacks bei den AbsolventInnen eingeholt, wobei dieses sowohl in der Grund- wie auch in der Weiterbildung sehr zufriedenstellend ausfalle.

Abschlussfeier KBZ

Die Abschlussfeier als Krönung nach der harten Arbeit. Bild: Jan Pegoraro / Facebook KBZ Zug Grundbildung

Im kommenden Sommer wird am KBZ nicht nur die überarbeitete Kaufleute-Ausbildung seine Premiere feiern, sondern auch eine neue Grundbildung hinzukommen. Angehende MediamatikerInnen werden in Zukunft ihren Berufsschulstandort an der Aabachstrasse haben. Wegmüller freut sich darauf, da dieser Beruf thematisch sehr gut passe. «Gewisse Kompetenzen, die MediamatikerInnen in ihrer Ausbildung erlernen, sind auch in der kaufmännischen Ausbildung vorhanden.»

So werden zum Beispiel künftige Kaufleute in ihrer dreijährigen Zeit am KBZ Audio- und Videoaufnahmen erstellen müssen. Auf der anderen Seite werden auf die MediamatikerInnen betriebswirtschaftliche Themen zukommen, mit denen das KBZ natürlich bestens vertraut ist. «Die Vermischung von digitalen mit betriebswirtschaftlichen Kompetenzen schreitet immer weiter voran, weswegen wir dieser Schnittmenge mit zusätzlichen Weiterbildungsoffensiven gerecht werden möchten», ergänzt der Rektor.

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