Besondere Neujahrsbräuche zu Silvester

Für einen aussergewöhnlichen Rutsch ins neue Jahr

In dem einen Land finden sich Goldmünzen im Neujahrskuchen, im anderen tragen die Feiernden weisse Kleidung als Glücksbringer – der Rutsch ins neue Jahr wird nicht überall gleich gefeiert. Über den ganzen Globus verteilt haben sich für den Jahreswechsel verschiedenste Bräuche entwickelt. Von diesen darf man sich auch gerne für die eigene anstehende Silvesterfeier inspirieren lassen.

Feuerwerk lässt den Himmel farbenfroh erstrahlen, es wird angestossen, in manch einem Fernseher läuft der klassische Schwarz-Weiss-Sketch «Dinner for One» beziehungsweise «Der 90. Geburtstag» – das neue Jahr kommt an und wird durch verschiedene Bräuche willkommen geheissen. Dabei muss es nicht unbedingt bei den bei uns üblichen Bräuchen bleiben. Wer sein Silvesterfest mal etwas anders gestalten möchte, kann sich von den vielen weiteren nationalen und internationalen Neujahrsbräuchen inspirieren lassen – oder mit dem Blick auf andere Kulturen sogar seine eigenen Ideen entwickeln.

Ein Brauchtum in Zusammenhang mit dem Jahreswechsel, welches bereits im alten Rom verbreitet war, ist etwa das Bleigiessen. Hierbei wurde in der Vergangenheit Blei mit einem Löffel über einer Kerze bis zur Schmelzung erhitzt, wobei die daraus resultierende Form und der Schatten des Bleis in einer mit Wasser gefüllten Schüssel zur Deutung der Zukunft dienen sollte. Heutzutage ist das Bleigiessen hierzulande zwar aufgrund der Gesundheitsgefahr verboten – mit Zinn oder Wachs kann allerdings derselbe Effekt auf eine weniger schädliche Weise erzielt werden.

Silvesterfeuerwerke in Zürich.

Die Feuerwerke rund um Neujahr kennen wir alle bestens – doch es muss nicht bloss dabei und ein paar Drinks bleiben. Bild: Facebook Silvesterzauber Zürich

Kostümiert am Silvesterumzug

Auch in der Schweiz bleibt es nicht bei den altbekannten Bräuchen, sondern bieten sich auch hierzulande verschiedene Möglichkeiten zum speziellen Jahreswechsel an. So findet etwa im bündnerischen Klosters am Neujahrstag ein Schweinerennen – das Hotschrennen – statt, bei dem auf ein Schwein gewettet werden kann, während im bernischen Laupen sogenannte Besenmannen im Zusammenspiel mit Kuhglockenträgern vom Schloss ins Dorf ziehen, um traditionell die bösen Geister mit Lärm aus den Gassen zu vertreiben.

Umhergezogen wird zum Einstieg in das neue Jahr in der Schweiz nicht nur in Laupen, sondern unter anderem auch im Appenzell – und das sogar an zwei verschiedenen Daten. Eine Appenzeller Tradition besagt nämlich, dass nicht nur am 31. Dezember, sondern ebenfalls am 13. Januar ein gutes neues Jahr gewünscht werden soll. Die Feiernden verbringen diese Nächte nicht in ihren Alltagskleidern, sondern ziehen stattdessen in traditionelle Kostüme, Masken und kunstvolle Hüte gekleidet umher.

Ausländische Glücksbringer und Wünsche

Inspiration zu finden gibt es nicht nur in der Schweiz, sondern auch in verschiedenen skurrilen und weniger ausgefallenen Bräuchen im Ausland. Köstlich werden kann es etwa dank einer südeuropäischen Tradition: In Griechenland wird zu Silvester der Vasilopita-Kuchen – der Neujahrskuchen – gebacken, in den üblicherweise eine Goldmünze eingebacken wird, die für den Finder oder die Finderin Glück fürs neue Jahr bedeuten soll. Gewidmet ist der Kuchen dem heiligen Vassilios, der in Griechenland als einer der bedeutendsten Kirchentheoretiker gilt. Für griechische Kinder ist er grundsätzlich dem Weihnachtsmann gleich – nur, dass seine Geschenke am 1. Januar ankommen.

Ein Vasilopitakuchen.

Im griechischen silvestertraditionellen Vasilopita-Kuchen wird üblicherweise eine Goldmünze eingebacken, die dem Finder oder der Finderin Glück für das neue Jahr bringen soll. Bild: hansgeel / Depositphotos

Mit verschiedenen Lebensmitteln geht es auch andernorts in die Silvestertradition. So verspeisen Spanierinnen um Mitternacht synchron zu den Glockenschlägen zum neuen Jahr pro Schlag eine von zwölf Trauben – für jeden Monat eine. Jede Traube soll hier einen Wunsch für das kommende Jahr erlauben. Zwar nicht um Trauben, aber ebenfalls ums Essen dreht es sich in Peru, wo jeweils unter einen Sessel oder eine Couch drei Kartoffeln gelegt werden: eine ganze, eine halbe und eine ungeschälte. Um Mitternacht wird eine von diesen dann blind gewählt, die auf das kommende Jahr deuten soll; ungeschält für ein gutes Jahr mit Geldsegen, halbgeschält für ein normales Jahr und geschält für ein Jahr mit Geldsorgen.

Ebenfalls in Südamerika, genauer in Rio de Janeiro, werfen Weissgekleidete Blumen ins Meer, während sie ihren Neujahrswunsch äussern, wobei die weisse Kleidung hier als Glücksbringer dient. Um eine andere Art von Glücksbringern und Wünschen geht es unter anderem in Russland: Hier schreiben die Bewohnerinnen zu Silvester ihren Wunsch für das neue Jahr auf ein Blatt Papier, welches anschliessend verbrannt und als Asche in ein Glas Champagner geschüttet wird. Dieser sehr spezielle Cocktail ist nicht nur zum Ansehen als Symbol gedacht, sondern wird so tatsächlich getrunken.

Böses raus, positive Energie rein

Wie bei den Lauper Besenmannen soll im Ausland ebenfalls das Böse und die Negativität des Jahres durch verschiedene Bräuche ausgetrieben werden. Auf den Philippinen etwa werden am Silvesterabend zu diesem Zweck alle künstlichen Lichter ausgeschaltet und Fenster wie Türen weit geöffnet – die negative Energie soll aus dem Haus und positive Energie einkehren. In Puerto Rico werden stattdessen Eimer voll Wasser aus den Fenstern geschüttet oder es wird sich rücklings in die Wellen geworfen, um das Böse wegzuspülen.

In eine ähnliche Richtung geht der Silvesterbrauch in der Türkei: Hier werden Granatäpfel vom Balkon geworfen; je stärker die Kerne sich beim Aufplatzen verteilen, desto erfolgreicher und glücklicher soll das neue Jahr ausfallen. Im schottischen Stonehaven bei Aberdeen werden am Hogmanay genannten Neujahrsfest grosse Feuerbälle an langen Metallstangen kreisförmig geschwungen; es soll die Sonne symbolisiert werden, die in der dunklen Winternacht das Böse austreibt.

Die Schotten ziehen mit Fackeln durch das Hogmanay.

Ausgestattet mit Feuer und Rüstung ziehen die Schotten beim Hogmanay durch die Strassen. Bild: Facebook Edinburgh’s Hogmanay

Wo der Silvester herkam

Der Silvester ist zwar jedem bekannt und dass das neue Jahr feierlich eingeläutet wird, ist heutzutage selbstverständlich. Wie es aber überhaupt dazu kam und warum wir den Tag Silvester nennen, hat nicht etwa mit der fast gleichnamigen Cartoonkatze zu tun, sondern vielmehr mit einem Heiligen. Denn erst im 16. Jahrhundert, genauer im Jahre 1582, wurde der letzte Tag des Jahres vom heutigen Heiligabend auf den 31. Dezember verlegt. Die Wahl fiel zu Ehren des römischen Papstes Silvester I. auf diesen Tag, der nach wie vor – er starb im Jahre 355 – als eines der bekanntesten Kirchenoberhäupter galt. Universell ist der Begriff Silvester allerdings nicht, sondern wird hauptsächlich im deutschsprachigen Raum sowie in Italien, Frankreich, Polen und Tschechien verwendet.

Die Tradition, es an Silvester überhaupt knallen zu lassen, geht auf einen alten Brauch der Germanen zurück, die ebenfalls zur Jahreswende mit Lärm böse Geister und Dämonen vertreiben wollten. Ursprünglich wurden dafür noch Rasseln oder Peitschen benutzt; ab dem 15. Jahrhundert kam dann Schwarzpulver zum Zweck von Gewehrschüssen dazu. Die frühen Formen des Feuerwerks waren in den folgenden Jahrhunderten ein Weg für Adelshäuser, Macht und Reichtum zu demonstrieren, wobei im 19. Jahrhundert Feuerwerk auch der Normalbevölkerung zugänglich wurde. Tatsächlich zum Brauch wurden die Raketen und Böller allerdings erst so richtig ab dem frühen 20. Jahrhundert.

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