Bebop entlang der Seidenstrasse

Jazzhane Festival in der Roten Fabrik

Das Jazzhane Festival versammelt vom 4. bis 6. Juli zahlreiche internationale Musikschaffende in der Roten Fabrik in Zürich. Was die KünstlerInnen vereint, ist nicht nur die Klangkunst, sondern auch ihre Herkunft, denn sie alle stammen aus Regionen entlang der Seidenstrasse.

Nach einem erfolgreichen Jazzfestival im Vorjahr lädt die Rote Fabrik kommendes Wochenende zu einem neuen Musikprogramm ein. Vom Donnerstag, 4. Juli, bis Samstag, 6. Juli, werden sich zahlreiche Musikerinnen aus den Regionen entlang der ehemaligen Seidenstrasse zum Jazzhane Festival versammeln. Die Rote Fabrik bildet dabei den perfekten Ort für diesen Event, denn ursprünglich wurde sie 1892 für die Seidenfirma Henneberg erbaut.

Die Seidenstrasse ist eine 6’400 Kilometer lange Handelsroute von China nach Rom, die in der Antike sowie im Mittelalter sehr rege genutzt wurde. Hier waren tausende Händler anzutreffen, die Waren wie Seide, Gewürze, Glas und Porzellan auf Kamelen transportierten. Auch Kulturen, Religionen und Ideen wurden entlang dieser Route verbreitet – davon nicht ausgeschlossen war Musik, was nun am Jazzhane Festival gefeiert werden soll.

Jazzhane Festival Plakat

Am Jazzhane Festival wird Jazz in seiner Vielfalt gefeiert. Bild: Facebook Jazzhane

Das Festival bietet Konzerte sowohl unter freiem Himmel wie auch in verschiedenen Räumen an. Auch stehen DJs, musikalische Workshops, Paneldiskussionen und audiovisuelle Vorlesungen auf dem Programm. Am Festival entfaltet sich ein multinationaler Kunstcocktail von Kunstschaffenden aus Gaddani, Karachi, Istanbul, Haifa, Lod, Öresund und Berlin, aber auch mit Interpreten aus Aarau, Zürich, Bern und Lugano.

Von Kuration und Perkussion

Das Festival beginnt mit einer Podiumsdiskussion am Donnerstag um 20 Uhr. Die Dozentin und Kuratorin des Aargauer Kunsthauses Bassama El Adisey, Anthropologe und Gründer der Musikgesellschaft Norient Thomas Burkhalter sowie Filmemacher und Gründer der Palestine Music Expo Rami Younis werden auf die Bühne treten. Ihre Diskussion zum Thema «the Politics of Curatorship», zu Deutsch «die Politik der Kuration», wird auf Englisch erfolgen.

Die jüngeren Festivalgäste werden am zweiten Festivaltag als Erstes zu einem Workshop eingeladen, wo sie sich ab 13 Uhr spielerisch mit Perkussion befassen können. Alle ab 16 Jahren sind am folgenden Workshop ab 16 Uhr willkommen, in dem Musikproduzent und DJ Hvitling die Basics der DJ-Kunst erklären wird. Dazu gehört unter anderem das Beatmatching, die Gestaltung von Übergängen, die Auswahl von Tracks sowie Einführungen zu aktueller DJ-Software.

Traditionelle Elemente modern eingesetzt

Die Konzerte starten am Freitag um 21:30 Uhr mit Al Quasar aus Paris, die in ihrem Debütalbum einen einzigartigen Musikstil entworfen haben. Diesen nennen sie Arabian fuzz, denn die elektronischen Klänge sind tief mit den arabischen Wurzeln der Musiker verbunden. Die Musik der Band widerspiegelt die kulturelle Vielfalt von Paris mit einer frischen und modernen Perspektive auf die moderne Gesellschaft. Um 23 Uhr übernimmt dann das anonyme Kollektiv Istanbul Ghetto Club aus Berlin. Mit moderner elektronischer Musikausrüstung und dem türkischen Zupfinstrument Bağlama entstehen Melodien mit einem Hauch von Acid und Psyche. Die etwas ungewöhnlich-lustige Performance der Musikerinnen rundet die Musik ab und sorgt für ausgefallene Auftritte.

Die Mitglieder der Band Šuma Čovjek sind in multikulturellen Städten der Schweiz aufgewachsen und stammen ursprünglich aus Bosnien und Algerien. Am Samstag werden sie um 20:30 Uhr mit melancholischen Balladen, rhythmischem Pop-Rock und orientalischen Beats Stimmung machen. Die herzerwärmenden Texte der Band zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich nicht auf eine Sprache beschränken, denn es wird auf Französisch, Kroatisch, Deutsch, Arabisch und Spanisch gesungen.

Einen gänzlich anderen musikalischen Ansatz verfolgt Kety Fusco, die um 22 Uhr zu hören sein wird. Nach langem Klassikspiel auf der Harfe greift die Musikerin nun zu ungewöhnlichen Hilfsmitteln und lernt ihr Instrument neu kennen. Wie ein Kind spielt sie an ihrer Harfe herum und misshandelt sie mit Gabeln, Messern, Klebeband und allem, was ihr sonst noch so in die Hände fällt. Das Ergebnis ist ein einzigartiges und in der Regel improvisiertes Klangerlebnis nach Fuscos eigenen Regeln.

Für 115 Franken kann ein Festivalpass für alle drei Tage auf Seetickets erworben werden. Für Workshops, Paneldiskussionen und mehr können Tickets jeweils für 10 Franken von Leuten mit einem geringen Budget, zum Standardpreis von 20 Franken oder zum Supporterpreis von 35 Franken erworben werden.

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