In ihrem neuen Kinderbuch «Auf dem Mond ist alles gut» schildert Melanie Gerber den fantasievollen Flugversuch der Geschwister Lina und Paul auf den Mond. Im Hintergrund der Handlung steht die Trennung ihrer Eltern.
Wer kennt es nicht: Die Hose kratzt, der Tag läuft nicht so gut, woanders könnte das Leben besser sein. So geht es auch Lina, der Protagonistin aus Melanie Gerbers neustem Kinderbuch. Lina beschliesst kurzerhand, es ihrem Vater gleichzutun und auszuziehen. In Pauls Zimmer bauen die zwei Geschwister eine Kartonrakete und schon bald kann im benachbarten Maisfeld gestartet werden.
«Auf dem Mond ist alles gut» ist eine Abenteuergeschichte von Melanie Gerber, die der Fantasie der Kinder keine Grenzen setzt. Sie richtet sich an junge LeserInnen ab dem Schuleintritt und erzählt neben dem Bau der Kartonrakete, dem Start im Maisfeld und dem imaginären Flug ins Weltall auch von der Trennung der Eltern, vom Vermissen und Trösten, von Sehnsucht und vom Zusammenhalt in der Familie.
Die Autorin
Melanie Gerber kommt ursprünglich aus Zürich und hat in mehreren Kantonen der Schweiz, in Frankreich und in Deutschland gewohnt, bis sie vor drei Jahren mit ihrer Familie in den Kanton Zug zog. Hier fühle sie sich sehr wohl und zuhause, bleibe jedoch seelisch auf der Reise, weswegen sie ihren «nomadischen» Lebensstil, wie sie sagt, nicht vollständig ablegt. «Nomadin ist man im Herzen, das ist eine innere Einstellung, ein Wissensdurst und eine gewisse Spontanität», sagt die Schriftstellerin lächelnd. Aktuell ist sie Projektleiterin und Redaktorin im Klett und Balmer Verlag sowie Mitglied des Autorinnenkollektivs «Liederatour».
Die Idee, ein Buch über ein Geschwisterpaar zu schreiben, das mit einer Papprakete auf den Mond fliegen will, hatte ursprünglich Zoé, die Tochter der Autorin. «Die parallele Erzählung der Trennung der Eltern ist erst später dazugekommen», so Gerber. In ihrem Debütkinderbuch «Im Himmel gibt es Luftballons» thematisiert die Zugerin die Trauer der Protagonistin um ihre ältere Schwester, ebenfalls ein schwieriges Thema. «Es passiert einfach, dass ich über schwere Themen schreibe, ich suche sie nicht absichtlich auf», sagt Gerber. So interessieren sie die ernsten Themen bereits seit der Kindheit, weswegen sie beim Schreiben fast unbemerkt in diese reinrutsche.
Unterschiedlicher Fokus
In «Auf dem Mond ist alles gut» hängt es von den LeserInnen ab, ob sie den Flugversuch oder die Trennung in den Fokus nehmen. «Kinder wie Erwachsene geben sehr unterschiedliche Rückmeldungen», sagt Gerber, «manche sehen nur den Flug, andere nur die Trennung.» Da die Trennung der Eltern im Hintergrund der Geschichte thematisiert wird, können LeserInnen sich mit dieser auseinandersetzen oder sich gänzlich auf den Flugversuch konzentrieren. Wer die Trennung im Hinterkopf behält, wird jedoch weitere Hinweise auf die Emotionen der Kinder bezüglich dieser in der Geschichte über den Flugversuch wiederfinden.
Die Zeilen über die Trennung beschreiben eine schwierige und neue Situation, die aktuell auf der Familie lastet, doch das werde nicht lange so bleiben. «Eigentlich haben die Eltern eine gute Beziehung zu ihren Kindern, nur momentan ist es schwer, den neuen Alltag zu akzeptieren», so Gerber.
Auf «Liederatour»
Auch für Erwachsene schreibt Melanie Gerber Kurzgeschichten sowie andere Texte und ist im Autorinnenkollektiv «Liederatour» mit vier weiteren Autorinnen und einer Musikerin unterwegs. Nach langer Pause hat das Autorenteam Ende Oktober in Burgdorf, Beromünster und Chur wieder Lesungen veranstaltet. Während des ersten Lockdowns im Frühling 2020 haben die Wortkünstlerinnen untereinander Tagebucheinträge ausgetauscht, statt sich zu treffen. «Die Lesungen letzten Monat haben wir sehr genossen und es war ungewohnt, wieder öfter beisammen zu sein», so Gerber.
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