«Ändern wird sich das ‹Wie›»

Herr Weber, die Suva wird 100, ist finanziell kerngesund: Wozu braucht sie eine neue Strategie?

Mit der neuen Strategie reagieren wir auf die kommenden Herausforderungen. Das Erfolgsmodell Suva hat die Unfallversicherung in der Schweiz die vergangenen 100 Jahre massgeblich geprägt. Es dient als starke Basis. Aber wir müssen die Suva weiterentwickeln.

Wo sehen Sie Potenzial?

Wir müssen noch effizienter werden. Und wir stellen die Prävention verstärkt ins Zentrum unseres Modells.

Sie sind bereits erfolgreich mit Ihrer Präventionsarbeit? Die Zahl der Arbeitsunfälle nimmt kontinuierlich ab.

Das stimmt. Wir verzeichnen bei den Berufsunfällen einen erfreulichen Rückgang, dafür geht die Entwicklung bei den Freizeitunfällen in die andere Richtung. Bei der Gründung der Suva machten die Freizeitunfälle nur gerade 12 Prozent aller anerkannten Fälle aus. Heute sind es 60 Prozent. Deswegen denken wir Prävention von nun an gesamtheitlich. Denn ein Arbeitnehmer fehlt im Betrieb auch nach einem Freizeitunfall. Wir passen die Präventionsarbeit der Realität an.

Welche Herausforderungen gehen Sie an?

Unsere Gesellschaft ist in einem radikalen Wandel. Interview «Ändern wird sich das ‹Wie›» Ähnlich wie vor mehr als 100 Jahren. Damals legte die Industrialisierung erst die Grundlage für die Gründung der Suva. Heute verändert die Digitalisierung unseren Alltag, unsere Arbeitswelt und die Realität unserer Versicherten grundlegend. Dies wirft gerade auch bezüglich Prävention und Arbeitssicherheit neue Fragen auf, die es zu beantworten gilt.

Roboter und Automatisierung verdrängen die Arbeitnehmenden.

Sie verändern Arbeitsprozesse. In vielen Bereichen hat die Automatisierung mit dazu beigetragen, dass die Zahl der Arbeitsunfälle rückläufig ist. Aber es gibt auch neue Möglichkeiten. Vor zehn Jahren hätte noch niemand gedacht, dass wir jederzeit ein Handy in der Hosentasche haben, das eine stärkere Leistung hat als ein Laptop von damals. Diese Möglichkeiten müssen wir nutzen und auch in unsere Präventionsarbeit einfliessen lassen.

Radikal gedacht: wenn alle Arbeiten von Robotern ausgeführt werden, braucht es keine Suva mehr?

Eine derart radikale Veränderung würde die Gesellschaft als Gesamtheit betreffen. Unser ganzes Sozialsystem basiert auf dem Menschen, seiner Arbeitskraft und seiner Entlöhnung. Im Moment sehe ich vor allem, dass wir die Möglichkeiten der neuen Technologie nutzen müssen.

Inwiefern?

Die Digitalisierung hilft uns wesentlich, unsere Effizienz zu steigern. In der Schadenabwicklung, in der Kommunikation mit unsere Kundinnen und Kunden – die Suva muss auch zukünftig ihre Aufgabe erfüllen und ihren Beitrag für einen konkurrenzfähigen Werkplatz leisten, wie sie das über 100 Jahre erfolgreich gemacht hat.

Wie wird sich die Aufgabe der Suva verändern?

Die Kernaufgabe der Suva wird bleiben. Wir machen Arbeit und Freizeit sicher. Ändern wird sich das «Wie».

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