Die Schweizer Adipositas-Stiftung (SAPS) kümmert sich um alle Fragen rund um Übergewicht. Als politisch-unabhängige Organisation arbeitet Sie mit anderen Organisationen und Institutionen im In- und Ausland zusammen, um die wichtigen Fragen der Adipositas-Krankheit zu beantworten. Die Arbeit der Stiftung wird von einem Fachrat aus allen medizinischen Bereichen überwacht.
Adipositas ist eine Krankheit, bei welcher Menschen aufgrund genetischer Veranlagung zu einer erhöhten Einlagerung von Fett neigen. Doch auch andere Faktoren wie Ernährung, wenig Bewegung oder Stress können zu einem erhöhten Körperfettwert führen. „Die Regulierung des eigenen Körpergewichts ist eine individuell sehr unterschiedliche und äusserst differenzierte Angelegenheit, an der eine Vielzahl von Faktoren beteiligt sind“, so Heinrich von Grünigen, Präsident des Stiftungsrates der SAPS. Daher sei es auch nicht möglich einfach einen Knopf zu drücken, um abzunehmen. Konventionelle Methoden zur Gewichtsreduktion durch weniger Essen und mehr Bewegung seien dann unwirksam. Denn unser Körper sei nicht dafür gemacht Gewicht zu verlieren. Aus der Evolution heraus ist der Körper dazu gedacht, in guten Zeiten Reserven für Hungersnöte anzulegen. Das Problem ist nur: In der heutigen Zeit gibt es keine Hungersnöte mehr, zumindest in den Industrienationen. An jeder Ecke gibt es Nahrungsmittel zu kaufen. „Auch wenn sich derzeit ein Trend auf ,gesund‘, ,regional‘, ,ohne Zusatzstoffe‘, ,mit weniger Zucker‘ einstellt, ist eine Umkehr des globalen Trends noch nicht in Sicht: die Anzahl übergewichtiger und adipöser Menschen steigt weltweit ungebremst an. Und wer einmal die Gewichtsklasse ,Adipositas‘ erreicht hat, hat kaum eine Chance, ohne ärztliche Hilfe und fachliche Begleitung davon wieder loszukommen“, weiss der Präsident des Stiftungsrates.
Doch nicht nur die Betroffenen müssen angemessen aufgeklärt werden, bei der Gesellschaft herrscht nach wie vor das Vorurteil, dass die Personen für ihre Lage selbst verantwortlich sind. Es wird gleichgesetzt mit Faulheit und mangelnder Disziplin. Diese Einstellung erschwert der Stiftung auch die Arbeit bzw. vor allem die Beschaffung finanzieller Mittel. Das stehe im Unterschied zu anderen, ,respektierten‘ Krankheitsbildern, bei denen der Mitleidsfaktor wirke, schreibt von Grünigen.
Doch ab wann ist man krankhaft dick? Die WHO-Norm besagt, dass ab einem BMI von 30 das Risiko für Begleit-Krankheiten wie Bluthochdruck, zu hohe Blutfettwerte, Hirnschlag, Diabetes Typ 2, Fettleber, diverse Krebsarten, Gelenk-Probleme usw. steigt. Diese sogenannten „nichtübertragbaren chronischen Erkrankungen“ machen insgesamt 80 Prozent der Gesundheitskosten in der Schweiz aus. Daher wird klar, wie wichtig Aufklärungsarbeit ist. Deshalb ist die Information und Öffentlichkeitsarbeit das oberste Ziel der Stiftung. Sie unterstützen Betroffene bei der Aufklärung, Prävention und begleiten sie bei der Behandlung und Nachsorge. Die Stiftung setzt sich auch gegen die Diskriminierung der Betroffenen im Alltag ein – vor dem Hintergrund des zunehmend Body Shamings (Seite 26–31) ein wichtiger Punkt.
Schon früh müssen übergewichtige Menschen mit Body Shaming oder Mobbing kämpfen. Von Grünigen ist daher wichtig, dass die SAPS diesen Menschen Mut macht, solche Angriffe zu ignorieren und vor allem entgegen zu treten. Die Betroffenen sollen sich wieder auf die eigenen Stärken besinnen und Selbstvertrauen aufbauen. Dazu gehört auch ein positives Verhältnis zum eigenen Körper. Die Stiftung bietet dafür Kurse oder den Austausch in Selbsthilfegruppen an. „Da lernen sie, solche Attacken angemessen zu parieren“, sagt von Grünigen.
Wollen die Betroffen aber nicht nur gegen die Anfeindungen, sondern auch gegen das Übergewicht vorgehen, müssen erstmal die Ursachen für die Gewichtszunahme ausgemacht werden. Das schliesst auch die die psychische Behandlung nicht aus, die aufzeigt, wie man mit Rückschlägen und dem Körpergewicht richtig umgeht.
Wie viel müssen die Betroffenen abnehmen? Das hängt vom Idealgewicht ab. Dieses zu ermitteln ist allerdings gar nicht so einfach: neben der Grösse spielt auch das Alter eine Rolle. „Die meisten Menschen nehmen im Lauf der Jahre kontinuierlich zu, in kleinen Schritten, insgesamt ca. 15 Kilogramm zwischen dem 35. und dem 60. Lebensjahr“, so der Experte.
Kasten Berechnung Idealgewicht:
Grösse in Zentimetern – 100 x 0,9 (Männer)/0,85(Frauen) = Idealgewicht
Beispiel: Ein Mann 1,80 m gross → 180-100 x 0,9 = 72 kg
Aktuell beobachtet von Grünigen, dass immer mehr Menschen zunehmen – insgesamt seien 41 Prozent der Schweizer zwischen 18 und 75 Jahren zu dick und elf Prozent adipös. Die Hälfte der Bevölkerung muss demnach mit Body Shaming und Co. kämpfen. Dabei heisst „dick“ nicht gleich „ungesund“. Laut Studien sind Menschen mit „moderatem Übergewicht“ Krankheiten gegenüber besser gewappnet. Dennoch sei es für Frauen ein grosses Problem. Die Werbung und Medien vermitteln ein Idealbild, das in der Realität nicht umzusetzen ist. „Diese permanente Verzerrung des Body-Images kann dazu führen, dass vor allem jüngere Frauen in eine verhängnisvolle Gewichts-Falle tappen: mit Extrem-Diäten versuchen sie um jeden Preis abzunehmen, dabei verursacht der Jojo-Effekt eine stetige Gewichts-Zunahme oder sie hungern sich so konsequent dünn, bis sie im Untergewicht landen und an Anorexie leiden.“
Von Grünigen ist auch der Überzeugung, dass das Idealgewicht generell nichts Erstrebenswertes ist, sondern das eigene Wohlfühlgewicht im Vordergrund stehen sollte: „Eine strikte Normierung ist nicht per se wünschenswert, denn der Organismus muss – entsprechend den Herausforderungen des Alltags – in seiner eigenen Balance sein.“ Dennoch sollte man beim Zunehmen nicht tatenlos zu sehen. Die Präventionsarbeit der Stiftung ist daher wichtig, um die Gefahren frühzeitig zu erkennen und entsprechende Massnahmen zu ergreifen.
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