Derzeit der grösste Feind der werbetreibenden Industrie: der Adblocker – eine Software, die Werbeanzeigen auf Webseiten blockt. Doch was bringt das? Und merkt sich die Software meine besuchten Seiten? Was passiert mit diesen Daten?
Die meisten Webseiten finanzieren sich hauptsächlich über Werbeeinnahmen. Logischerweise sind diese dann gut damit bestückt. Ein Banner hier, ein Pop-up da, ein dudelndes Werbevideo dort. Viele Nutzer sind davon inzwischen genervt und nutzen zur Unterdrückung der Werbeanzeigen sogenannte Adblocker. Seit 2015 ist die Nutzung von Adblockern wieder gestiegen – inzwischen nutzt etwa jeder Fünft einen solchen Dienst. Besonders jüngere und technikaffinere Nutzer setzen auf diese.
Die Funktion der Software ist ganz einfach. Der Adblocker schaltet sich wie ein Türsteher zwischen Webseite und Nutzer. Der Inhalt der Seite wird durchgelassen, die Werbung muss draussen bleiben. Dabei blockiert das Programm entweder das JavaScript, filtert bestimmte Grafiken mit Werbestandardgrössen heraus oder nutzt Listen, die URLs, Domains und Pfade enthalten. Letzteres wird am häufigsten von den Block-Anbietern eingesetzt. Dabei werden Inhalte oder Elemente blockiert, die auf die in den Listen aufgeführten Ziele verweisen. Eine weitere Möglichkeit ist ein dazwischen geschalteter Proxy-Server. Dieser wird genutzt, bevor der Browser auf den Server des Webseiten-Betreibers zugreift. Ein Proxy übernimmt dabei eine Art Stellvertreterfunktion, indem er die Anfrage auf der einen Seite und die Ergebnisse auf der anderen Seite über seine eigene Adresse zusammenführt. Somit soll die Anonymität des Nutzers gewahrt werden. Allerdings laufen dann sämtliche Internetdaten über diesen bestimmten Proxy-Server.
Viele sind aufgrund der gesperrten URLs und Domains Anhänger von Adblockern. Nicht nur weil damit die nervende Werbung ausgeschaltet, sondern auch weil das Risiko, sich einen Computervirus einzufangen, minimiert wird. Diese verbreiten sich inzwischen nicht nur über verdächtige Download-Links oder Spam-E-Mails, sondern auch über Werbeanzeigen. Hinzu kommt, dass Anbieter von Werbeflächen oder Werbenetzwerke Profile auf Basis der besuchten Seiten und Suchmaschinenanfragen erstellen und somit personalisierte Banner ermöglichen. Klingt im ersten Moment praktisch, dass nur die Werbung angezeigt wird, für die wir uns auch interessieren. Auf den zweiten Blick sind wir vor der Werbeindustrie quasi nackt.
Doch welche Daten werden von den Nutzern bei Adblockern noch erhoben? Die Blocker-Betreiber speichern die aktuelle Browser-Version, Betriebssystem und die IP-Adresse. Diese geben jedoch in ihren Datenschutzerklärungen an, dass die Daten nicht an Dritte weitergegeben werden, sondern nur auf den eigenen Servern gespeichert werden. Auch werden personenbezogene Daten wie E-Mail-Adressen, Namen, Identifikationsnummern, Standortdaten und Online-Kennungen bei den Betreibern gespeichert. Wie sicher diese Daten allerdings vor Hacker- oder ähnlichen Angriffen geschützt sind, ist unklar.
Recherchen der Huffington Post haben gezeigt, welches Geschäft mit den geblockten Werbeflächen gemacht werden kann. So sei es dem Internet-Riesen Google völlig egal, ob die Nutzer Werbung geblockt haben. Er zahle Millionen, dass die Werbungen, die über ihn verkauft wird, weiterhin angezeigt wird. Der Anbieter von AdBlock Plus hatte daher bereits Besuch von der Polizei und steht in Deutschland wegen dubioser Machenschaften vor Gericht. Der Vorwurf lautet: AdBlock Plus verkauft Unternehmen Plätze auf der sogenannten White List. Auf der White List sind normalerweise nur Unternehmen aufgeführt, von denen Nutzer ausdrücklich Werbung erhalten wollen, weil sie sich beispielsweise für deren Produkte interessieren. Allerdings haben die Nutzer bei den bezahlten Plätzen keine Zustimmung erteilt. Zudem werden auf der White List Werbeanzeigen aufgeführt, die als nicht-störend eingestuft sind und den Nutzer angeblich nicht beim Besuch der Webseite behindern. Wie diese Einstufung allerdings genau erfolgt, ist nicht bekannt. Das lässt vermuten, diese Plätze wurden ebenfalls gekauft.
Den Webseitenbetreibern gehen durch die Nutzung von Adblockern natürlich Einnahmen aus der Werbung flöten. Denn die Preise für Online-Werbung richten sich in der Regel nach der Sichtbarkeit. Das heisst, je häufiger eine Anzeige zu sehen ist, desto höher die Einnahmen für den Webseiten-Betreiber. Daher haben diese ein besonderes Interesse daran die Adblocker-Nutzung zu verhindern. Daher hat deren Einsatz seit einiger Zeit Konsequenzen für die Besucher: Die Seite kann erst dann vollständig aufgerufen werden, wenn entweder die Seite als Ausnahme beim Adblocker eingerichtet wird oder ein kostenpflichtiges Abonnement abgeschlossen wird. Besonders Verlage bieten dies an, da sie abhängig von den Werbeinnahmen sind, sofern das Webseiten-Angebot grundsätzlich kostenlos ist. Inzwischen gibt es seitens der Webseiten-Anbieter eine weitere Gegenmassnahme: die sogenannten Anti-Ad-Blocker. Sie verändern den Code so, dass er sich nicht mehr als Werbung identifizieren lässt. Doch das setzt einen Teufelskreis zwischen Adblockern und Anti-Adblockern in Gang. Die Blocker kommen den Codes früher oder später auf die Spur und sperren diese ebenfalls. Die Webseitenbetreiber ändern die Codes erneut ab. So beginnt ein stetiger Wettlauf.
Werbeexperten sind allerdings der Meinung, dass dieser Kampf um den Internet-Nutzer die Online-Werbung langfristig verbessern wird. Das heisst, weniger unseriöse Anbieter und bessere, optisch ansprechendere Werbung, die einem nicht ständig beim Besuch der Webseite dazwischen ploppt.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Adblocker nur bedingt einen Nutzen haben und dafür sehr viele Daten der Nutzer abspeichern. Wer dennoch werbefrei im Netz surfen will, der muss dieses in Kauf nehmen. Auch muss er damit rechnen, dass er nicht alle Webseiten mit dem Adblocker uneingeschränkt besuchen kann. Gegen nervige Pop-up-Fenster und plötzlich ablaufende Werbefilme ist der Adblocker sicherlich eine gute Möglichkeit.
Wer auf Adblocker verzichten, aber trotzdem im Bereich Datenschutz bei Online-Werbung etwas tun will, der kann auf einige Browser-Einstellungen zurückgreifen. Da Cookies der Hauptübeltäter beim Speichern der Nutzerdaten sind, kann man diese automatisch vom Browser bei jedem Beenden löschen lassen. Zudem hat der Nutzer die Option die Speicherung der Cookies von Drittanbietern zu untersagen. Leider sind diese Einstellungen bei Flash-Cookies wirkungslos. Sie werden auf dem Rechner und nicht lokal im Browser gespeichert. Dennoch kann man diese in den Einstellungen deaktivieren und so künftig verhindern. Mithilfe von Zusatzprogrammen – sogenannten Add-ons – kann der Nutzer auch überprüfen, welche Tracking-Dienste ihn derzeit verfolgen und diese gegebenenfalls in den Browser-Einstellungen sperren. Einige Browser bieten inzwischen selbst Do-not-Track-Funktionen ohne zusätzliche Installationen an. Allerdings kann hierbei nicht überprüft werden, ob sich die Gegenseite immer daran hält. Aus datenschutzrechtlicher Sicht stellt die Nichtbeachtung einer solchen Widerspruchserklärung eine widerrechtliche Persönlichkeitsverletzung dar.