Wer gewinnt den pinken Apfel für den besten Kurzfilm? Diese Frage wird am queeren Filmfestival Pink Apple beantwortet, welches vom 29. April bis 8. Mai in die Zürcher und vom 9. bis 11. Mai in die Frauenfelder Kinos einlädt. Dieses Jahr liegt ein besonderer Fokus auf der nonbinären Geschlechtsidentität, queeren Geflüchteten, der stigmatisierten Sexarbeit und der Fankultur von Frauenfussball. Die 28. Ausgabe des Festivals bietet eine farbenfrohe Auswahl an Spiel- und Dokumentarfilmen, Podiumsdiskussionen und Gelegenheiten, gemeinsam den Film als Ausdrucksmittel zu feiern.
Das schwullesbische Filmfestival Pink Apple geht vom 29. April bis 8. Mai in Zürich und mit einem etwas anderen Programm vom 9. bis 11. Mai in Frauenfeld in seine 28. Runde. Dabei legt es seine Schwerpunkte auf die Themen nonbinäre Geschlechtsidentität, queere Geflüchtete, Sexarbeit und Frauenfussball. Das Pink Apple gilt als das wichtigste queere Filmfestival der Schweiz und bringt Jahr für Jahr interessante Persönlichkeiten der Filmwelt zusammen. Dabei schafft das Festival Gelegenheiten für den Austausch für Filmschaffende und -liebhaber.
Während der Golden Apple bereits an den Schweizer Filmproduzenten Ivan Madeo geht, der Filme wie «Un mundo para Raúl» (2012) und «Der Kreis» (2014) gemacht hat, gilt es noch die Gewinnerin oder den Gewinner des Pink Apple für den besten Kurzfilm zu krönen. Das Publikum wird mitbestimmen, welcher der fünf Filme aus dem Programm «In Plain Sight» mit dem rosa Award nach Hause gehen wird. Die Kurzfilme hinterfragen gesellschaftliche Normen und queere Klischees, erzählen berührende Geschichten der Selbstfindung und werfen ein Licht auf Geschichten, die in der Regel verborgen bleiben.
Eurovision und die nonbinäre Geschlechtsidentität
Ein noch zu wenig diskutiertes Thema in der LGBTQ+-Welt ist die nonbinäre Geschlechtsidentität. Doch als der nonbinäre Bieler Musiker Nemo letztes Jahr mit dem Lied «The Code» den Eurovision Song Contest (ESC) in Schweden gewann, wurde die nonbinäre Geschlechtsidentität mit einer reingeschmuggelten gelb-rosa-pink-braunen Fahne auf der internationalen Bühne gefeiert. Mit der Schweiz als Gewinnerland findet der ESC mit über 150 Millionen TV-Zuschauenden diesen Mai in Basel statt. Weswegen das internationale Megaevent so grosse Begeisterung auslöst und wie es sich als grösster Musikwettbewerb entwickelt hat, wird am Pink Apple ausgiebig besprochen.

Nemo hat den Code geknackt – und damit den Eurovision Song Contest 2024 gewonnen. Bild: Instagram Nemo
An der Paneldiskussion am Dienstag, 6. Mai, um 19 Uhr im Theater Anundpfirsich werden die ehemalige ESC-Teilnehmerin Gunvor, das Vorstandsmitglied des Eurovision Club Switzerland Alex Truong und Sprach- und Kulturwissenschaftler sowie ESC-Experte (alias Dr. Eurovision) Irving Benoît Wolther gemeinsam das musikalische Phänomen näher beleuchten. Auch werden einige Hardcore-ESC-Fans, die jedes Jahr am Contest dabei sind, von ihren Erfahrungen berichten. Zum Schluss lädt die Zürcher Drag Queen Mona Gamie, welche die Podiumsdiskussion sowie ein Public Viewing des ESC-Finales moderieren wird, gemeinsam mit Gunvor zu einem Mini-Konzert.
Tabu Sexarbeit und queere Flüchtlinge
Zu einer ungewöhnlichen Ausstellung lädt das feministische Streikhaus ein, denn hier wird bei «With Legs Wide Open» das Tabu Sexarbeit angesprochen. Die Ausstellung kommt aus dem Schwulen Museum Berlin und bleibt zwei Wochen lang in Zürich mit einer Erweiterung, die ein Kapitel der Schweizer Geschichte beleuchtet. Bei der Vernissage am Sonntag, 27. April, stossen die Kuratoren und Kuratorinnen der Ausstellung gemeinsam mit der Besucherschaft an und erzählen davon, wie sie diese Ausstellung möglich gemacht haben.
Danach wird der erste Film des Festivals in Zürich präsentiert. Mit dem Spielfilm «Dreamers» aus Grossbritannien wird das Festival in Anwesenheit der Regisseurin Joy Gharoro-Akpojotor am Dienstag, 29. April, um 20:15 Uhr im Kino Arthouse Le Paris eröffnet. Der Film handelt von Isio, die aufgrund ihrer Homosexualität aus Nigeria geflüchtet ist und nun ohne Dokumente in England lebt – bis sie aufgegriffen und in ein Asylzentrum gebracht wird. Dort muss sich Isio an neue Regeln gewöhnen, schliesst Freundschaften und verliebt sich in Farah, die aus dem Asylzentrum flüchten will. Zuerst erscheint Isio ein Fluchtversuch absurd, doch je länger sie das Asylzentrum ertragen muss, desto mehr will sie nach ihren eigenen Regeln leben. In «Dreamers» setzt sich Gharoro-Akpojotor auch mit ihren eigenen Erfahrungen mit dem Asylsystem Grossbritanniens auseinander und appelliert mit ihrem Film an die Solidarität. Gezeigt wird der Film in der Originalsprache Englisch mit deutschen Untertiteln.
Der rumänische Spielfilm «Three Kilometres to the End of the World» von Emanuel Parcu feiert am Mittwoch, 30. April, um 18 Uhr seine Vorpremiere im Riffraff 4. Der Protagonist des Films ist der 17-jährige Adi, der seinen letzten Sommer im rumänischen Donaudelta verbringt, danach wird sein Studium in Bukarest beginnen. Aufgrund seiner Homosexualität wird Adi auf der Strasse angegriffen und seine Eltern, die nicht wussten, dass er homosexuell ist, sperren ihn zu Hause ein, während die Polizei das Verbrechen vertuscht. Nun muss sich Adi retten und verlässt sich dabei auf seine beste Freundin – es entfaltet sich ein aufwühlender Coming-of-Age-Thriller, denn Adi kämpft für seine Freiheit und muss sich seiner Familie, der Kirche und dem Staat stellen. Der Film wurde in Cannes mit der Queeren Palme ausgezeichnet und wird in der Originalsprache Rumänisch mit deutschen Untertiteln gezeigt.
In Liebe zum Fussball vereint
Ein Event, an dem Homosexualität hingegen gefeiert wurde, war die erste inoffizielle Fussballweltmeisterschaft der Frauen 1971, die in Mexiko City stattfand. Doch wurde über dieses Event, das über 100’000 BesucherInnen zählte, kaum berichtet. Mit «Copa 71», der am Mittwoch, 30. April, um 20:30 Uhr im Riffraff 3 zu sehen ist, soll dieses wichtige Ereignis der Frauengeschichte tatsachengerecht beleuchtet werden. Der Dokumentarfilm vereint Archivmaterial und Interviews von damaligen Spielerinnen, erzählt vom vier Wochen dauernden Turnier, von Streikdrohungen und Prügeleien auf dem Fussballplatz. Das Ergebnis ist ein lebhaftes Testament, das die Copa 71 von den Vorbereitungen bis zur Siegerehrung auf Film festhält.
Was begeistert Fans von Frauenfussball und wieso fühlen sich queere Frauen in dieser Gemeinschaft wohl? Diese und weitere Fragen rund um Frauenfussball werden an der Podiumsdiskussion am selben Tag um 19:00 Uhr im Theater Anundpfirsich besprochen. Mit dabei sind die Protagonistin des Films «Copa 71» und ehemalige dänische Nationalspielerin Birte Kjems, die Spielerin des FC Zürich Kim Dubs, die Mitgründerin der Frauenabteilung des FC Wiedikon und Fussballaktivistin Meret Böhni. Durch das Gespräch führen wird die Fotografin Laura Yuri Rivas Kaufmann, die ihre Masterarbeit zu Identitäten in der Frauenfussball-Fankultur verfasst hat.
Wer seine Liebe zum queeren Film und Festival mit Gleichgesinnten feiern will, kann sich der Party im Heaven am Mittwoch, 30. April, ab 22:45 Uhr anschliessen. Hier wird ohne schlechtes Gewissen bis zum Morgengrauen zu den Hits von DJ Louis de Fumer getanzt, denn am folgenden Tag ist in Zürich arbeitsfrei. Die Party ist ab 18 Jahren, der Eintrittspreis beträgt 13 Franken. Die Tickets fürs Festival können ab 20 Franken pro Kinovorstellung auf der Webseite des jeweiligen Kinos erworben werden. Der Eintritt zu den Podiumsdiskussionen sowie zur Ausstellung «With Legs Wide Open» ist frei.