1954 wurde die Kantonsarchäologie Luzern aus der Taufe gehoben – als zweite in der Deutschschweiz nach jener im Kanton Aargau. Zum Jubiläum lädt die Institution zu einem Tag der offenen Türe ein. «70 Jahre sind aus archäologischer Sicht zwar eine Kleinigkeit, aus Sicht einer kantonalen Institution aber ein Jubiläum wert», sagt der Leiter der Luzerner Kantonsarchäologie, Christian Auf der Maur, dazu.
Aus Anlass ihres 70-jährigen Bestehens lädt die Kantonsarchäologie Luzern am Sonntag, 10. November, zum Tag der offenen Tür ein (siehe Box). Sie zeigt dabei unter anderem, wie die tägliche Arbeit im Umgang mit dem Kulturgut in unserem Boden aussieht. Denn die Ziele der Institution sind seit ihrer Gründung gleichgeblieben: Einerseits den Schutz des archäologischen Kulturerbes gewährleisten, auf der andere Seite die boden- und bauarchäologischen Fundstätten im Rahmen von bewilligten Bauprojekten dokumentieren. Oft läuft der Archäologie buchstäblich die Zeit davon – werden ein Haus oder andere Bauwerke abgebrochen, warten im Erdreich darunter eventuell Überraschungen, die im Idealfall erhalten oder, wenn nicht möglich, zumindest für die Nachwelt dokumentiert werden sollen.
«Wir wollen an diesem 70-Jahr-Jubiläum auch zeigen, wie wichtig es ist, das kulturelle Erbe des Kantons Luzern für künftige Generationen zu bewahren», sagt Christian Auf der Maur, Leiter der Luzerner Kantonsarchäologie. «Archäologie ist mehr als das Ausgraben von Artefakten – sie ist der Schlüssel zum Verständnis unserer Geschichte und Identität.»
Die Kantonsarchäologie Luzern blickt seit ihrer Gründung auf eine beeindruckende Erfolgsgeschichte zurück. Über die Jahrzehnte hat sie zahlreiche bedeutende Funde ans Tageslicht gebracht und die wissenschaftliche Erforschung der regionalen Geschichte des Kantons Luzern entscheidend vorangetrieben.
Die Geschichte der Institution
Ein kurzer Rückblick: Die Kantonsarchäologie Luzern wurde 1954 als zweite Einrichtung ihrer Art in der Deutschschweiz gegründet und begann als Einpersonenbetrieb. Der erste Kantonsarchäologe hiess Josef Speck und arbeitete in einem 50-Prozent-Pensum. Speck erreichte insbesondere, dass diese Arbeit eine rechtliche Grundlage erhielt: Ab 1960 legte ein kantonales Gesetz zum Schutz der Kulturdenkmäler den Grundstein für die archäologische Arbeit im Kanton Luzern. Specks Nachfolger Jakob Bill (im Amt von 1985 bis 2001) profitierte davon und baute den Betrieb zu einem handlungsfähigen Einsatzbetrieb aus. Das ermöglichte grössere Projekte wie zum Beispiel die Grabungen in der entdeckten römischen Kleinstadt in Sursee.
Eine Modernisierung erfuhr die Kantonsarchäologie ab 2001. Das Fundstelleninventar wurde digitalisiert und neue Vermittlungsangebote geschaffen. Heute steht die Institution nach eigenen Worten «vor neuen Herausforderungen».
Dazu zähle der Schutz von Fundstellen vor dem Klimawandel oder der Bau des Seetunnels für den geplanten Durchgangsbahnhof Luzern, bei dem weitere Funde erwartet werden. «Der Seetunnel wird einen grossen Teil einer neolithischen Pfahlbausiedlung tangieren, weshalb eine archäologische Notgrabung vorausgehen muss», erklärt der Leiter der Kantonsarchäologie. «Die Siedlung konnte mittels Seegrundbohrungen nachgewiesen werden. Es werden Reste von Pfahlbauten, Keramik, Textil, Steinwerkzeuge und vieles mehr in sehr guter Erhaltung – auch organische Reste wie Essensreste und Tierknochen – erwartet.» Weiter seien unzählige Holzpfahlkonstruktionen, deren Ursprung noch unklar ist, vor der Zerstörung zu dokumentieren.
Von Schötz bis Luzern
«Dank verschiedener öffentlicher Anlässe wie den Führungen bei aktuellen Grabungen ist die Kantonsarchäologie beliebt in der Bevölkerung und in den regionalen Medien präsent», sagt Auf der Maur. Er leitet aktuell 22 Mitarbeitende; die meisten davon arbeiten in Teilzeit-Pensen von 40 bis 60 Prozent.
Seit Ende Juli 2024 führt die Kantonsarchäologie mit Unterbrüchen auch eine Ausgrabung in der Luzerner Altstadt durch. Das Grundstück, das unterkellert werden soll, liegt im rechtsufrigen Teil der Altstadt an der Ecke Rütligasse – Kesselgasse. Eine Mauer wurde im Boden gefunden. «Ob es sich um das Fundament der Häuserzeile auf der Luzerner Stadtansicht von Martin Martini von 1597 handelt, kann zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht beantwortet werden», heisst es auf der Webseite der Kantonsarchäologie dazu.
Archäologie hautnah erleben Die Kantonsarchäologie hat ihren Sitz in der ehemaligen Schild-Kleiderfabrik im Luzerner Maihof-Quartier. Der Tag der offenen Tür findet am 10. November von 10 bis 17 Uhr am Libellenrain 15 statt. Besucherinnen und Besucher erwartet ein abwechslungsreiches Programm, bei dem sie die Möglichkeit haben, die Arbeit der Kantonsarchäologie auf interaktive Weise kennenzulernen. Simulierte Ausgrabungen, bei denen Klein und Gross Hand anlegen kann und Einblicke in moderne archäologische Technologien – wie die 3D-Modellierung – gehören zu den Highlights des Tages. Von einer Grabungsfläche wird jeweils ein 3D-Modell angefertigt. Darauf basierend kann man anschliessend Rekonstruktionen erstellen.