Schweizer Entwickler bringen Bewegung in die Elektro-Mobilität: Politiker, Automobilfachleute und auch die Verbraucher sind sich einig: Die automobile Zukunft wird das Elektroauto sein. Nahezu alle grossen Automobilhersteller haben bereits ein oder mehrere Elektromobile im Programm. Doch trotz staatlichen Umsteigerprämien – in Deutschland gibt es 4’000 Euro Umsteigerzuschuss, in der Schweiz dagegen gibt es keinen staatlichen Zuschuss, aber ein Förderprogramm von der Klimastiftung Schweiz für kleine und mittlere Unternehmen in Höhe von 1’000 Franken – läuft der Verkauf von Elektroautos nur sehr schleppend. Der Grund dafür dürfte in den hohen Anschaffungskosten liegen, die sich nur bei einer sehr hohen Jahreskilometerleistung amortisieren dürften. Dazu kommt noch, dass beim heutigen Stand der Technik der Aktionsradius zu gering ist und die Ladezeiten aus Sicht der Autofahrer zu lange dauern.
Das Schweizer FonTimes-Magazin hat nun in Küsnacht am Zürichsee einen Visionär und Pionier kennengelernt, der mit einem elektromobilen Kleinwagen die Lösung für den stockenden Absatz gefunden haben könnte. Wim Ouboter, Schweizer Unternehmer und Entwickler elektrisch betriebener Mobilitätsprodukte, möchte den Markt von einer anderen Seite aufrollen: „Gerade einmal zehn Prozent der Autofahrer legen im Jahr mehr als 20’000 Kilometer zurück. Im Zweitwagenbereich, alleine in Deutschland 3,5 Millionen Fahrzeuge, liegt die jährliche Fahrleistung sogar meist nur bei wenigen tausend Kilometer im Jahr. Der Bedarf an Reichweite zwischen den Ladestopps ist also bei weitem nicht so gross wie angenommen. Durch die hohen Standzeiten der Zweitwagen ist zudem die eigentliche Ladezeit kein Thema. Laden muss jedoch einfach und bequem sein: in die Haushaltssteckdose einstecken und fertig. Viel wichtiger sind den Zweitwagenfahrern das Thema Anschaffungspreis und die Möglichkeit, überall parken zu können. Also haben wir ein Auto entwickelt, das aufgrund seiner einfachen, aber charmanten Art genau diesen Anforderungen entspricht: den Microlino-Kleinwagen, der in der Grundversion weniger als 14’000 Franken kosten wird und je nach Batterieversion nach 120 oder 215 Kilometern an die Steckdose muss. Für die Fahrt und stressfreie Parkplatzsuche in den Supermarkt, die Schule, zum Arzt oder für Nahbereichspendler zum Arbeitsplatz reicht das allemal!“ Wim Ouboter hat den Microscooter und das Kickboard erfunden und es zu einem Lifestyle-Produkt gemacht, welches in über 80 Ländern verkauft wird. Seine Idee revolutionierte das Konzept der urbanen Mobilität und das Denken über Fortbewegung in Städten.
„Ich bin ein eher bequemer Mensch“, sagt Wim Ouboter. „Nicht mehr als nötig!“ ist eines der Erfolgsrezepte seiner Produkte. Der Schweizer ist der Herr der Trottinetts, die er als Microscooter neu erfunden, ständig verbessert und über die ganze Welt verbreitet hat. Mehr als zehn Millionen Stück sind bisher produziert worden. Mit dieser Idee ist Wim Ouboter einer der grössten Schweizer Innovatoren unserer Zeit.
Nachdem er zusammen mit seinen zwei Söhnen einen Beitrag im Fernsehen über eine elektrifizierte ISO Rivolta von 1950 gesehen hatte, waren sie sich einig, dass ein moderner Kabinenroller das perfekte Stadtauto wäre. Es sollte ein umweltfreundliches Fahrzeug sein, welches klein und wendig ist, sodass man immer einen Parkplatz in der Stadt findet. Und es soll die Menschen zum Lächeln bringen!
ISO RIVOLTA – 1954: EIN AUTO ZUM KNUTSCHEN
Die Isetta war ein Kabinenroller von Iso Rivolta aus Bresso, Italien. Mit dem einzigartigen Fronteinstieg und dem niedlichen Design wurde das Fahrzeug, welches auch liebevoll „Knutschkugel“ genannt wurde, in aller Welt heiss geliebt. Nach mehr als 217’000 verkauften Exemplaren stoppte die Produktion in 1962. 54 Jahre später hat Wim Ouboter zusammen mit seinen Söhnen Oliver und Merlin dieses alte, aber geniale Fahrzeugkonzept wieder zum Leben erweckt. Anfang 2015 wurden die ersten Designideen für den Microlino entworfen. Es war klar, dass das Design unabhängig sein sollte und nicht einfach eine Imitation der alten Isetta. Neues Design, heutige Technologie und bahnbrechende Innovation: Die Ouboters wollten wohl eine Erinnerung an die Vergangenheit kreieren, nicht aber eine blosse Wiederholung.
In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule ZHAW (Schweizer Hochschulen für Angewandte Wissenschaften) und Designwerk, der Schweizer Denkfabrik für Elektromobilität, wurden verschiedene Studien erstellt, um dieses alte Konzept in ein Fahrzeug der Zukunft umsetzen zu können. Für Testzwecke elektrifizierten sie eine alte Isetta, um Resultate zu analysieren und das Gefühl für ein so kleines Auto zu bekommen. Durch die unzähligen positiven Reaktionen von den Leuten auf der Strasse wussten sie, dass dieses Projekt in die nächste Phase gehen muss.
Oliver Outboter: „Ende 2015 entschieden wir, den ersten Microlino-Prototypen zu produzieren. Wir präsentierten den ersten Microlino am Genfer Autosalon im März 2016 und haben innerhalb einer Woche mehr als 500 Reservationen erhalten. Insgesamt erhielten wir 2016 mehr als 2’600 Reservationen. Ende 2017 lagen auf Grund eines unheimlich grossen Medieninteresses mit über 220 Millionen Pressemeldungen in aller Welt bereits knapp 5’000 Reservierungen vor, ohne dass auch nur ein einziger Interessent eine Probefahrt gemacht hat. Im April 2016 starteten wir ein Joint-Venture mit dem italienischen Autohersteller Tazzari. Tazzari hat mehr als zehn Jahre Erfahrung in der Entwicklung und Produktion von elektrischen Autos und hat ein paar Tausend Stück ihres Tazzari ZERO weltweit verkauft. Der Microlino wird also künftig in ihrer Fabrik im Herzen des berühmten Motor Valley in Italien produziert.
Die ersten Vorserien Microlinos haben wir Ende Januar 2018 in Zürich Blue und einen in Milano Red in unserem neuen Züricher Showroom präsentiert. Mehr als 350 begeisterte Gäste kamen zu unserem Event und Tausende haben es live auf Facebook verfolgt. Auch in der Fachwelt kommt der ,Kleine Schweizer‘ an: Bereits vor der offiziellen Markteinführung gewann er den Automotive Brand Contest in der Kategorie Future Mobility Concept. Der Microlino wurde von der Jury des Automotive Brand Contest zum besten zukünftigen Mobilitätskonzept gekürt. Gelobt wurde nicht nur das einzigartige Design, sondern auch die ressourcenschonende Bauweise mit 40 Prozent weniger Materialeinsatz als herkömmliche Autos. Der Automotive Brand Contest ist der einzige neutrale Designwettbewerb in der Automobilbranche und gehört zu einer der renommiertesten der Welt.“
DIE WICHTIGSTEN MICROLINO-INFORMATIONEN
Der Microlino hat zwei Sitzplätze, ein Leergewicht von 450 kg, eine Reichweite von 120 km oder 215 km (grössere Batterie) und eine Maximalgeschwindigkeit von 90 km/h, was mehr als genug für den Einsatz in der Stadt ist. Mit nur 2,4 Metern Länge eignet sich der Microlino zum Querparken, der Fronteinstieg ermöglicht dabei ein direktes Aussteigen auf den Bürgersteig. Der Preis wird weniger als 14’000 Franken betragen, weniger als ein Auto, aber etwas mehr als ein Motorrad. Der Microlino kann an jeder Haushaltssteckdose aufgeladen werden in nur vier Stunden, mit einem Typ 2 Lader sogar in nur einer Stunde.
Farben: Es wird sieben Farbkombinationen geben: Blau/ Weiss, Rot/Weiss, Orange/Weiss, Mint/Weiss, Grau/Weiss, Weiss einfarbig und Schwarz einfarbig.
Cockpit mit Touchscreen: Der Fokus der Bedienung ist auf einen runden Touchscreen begrenzt, der Geschwindigkeit, Reichweite und Ladestatus anzeigt. Zusätzlich wird ein Bluetooth-Lautsprecher und eine Handyhalterung integriert, sodass die Musik und Navigation übers Handy gesteuert werden kann.
Sonnendach: In jedem Microlino ist ein Falt-Sonnendach serienmässig vorhanden, das sich mit zwei Handgriffen öffnen lässt.
Service: Microlino hat eine Kooperation mit Bosch Car Service mit mehr als 70 Stationen in der Schweiz. Dieser kompetente Service soll auch auf andere Länder ausgeweitet werden. Der Microlino gehört in die Kategorie L7e, weswegen er keinen Crash-Test bestehen muss. Trotzdem ist es den Entwicklern ein Anliegen, den Microlino so sicher wie möglich zu gestalten. Nach erfolgten Crash-Simulationen besteht der Microlino den Crash Test mit 50 km/h.
Auslieferungen: Die ersten Auslieferungen sollen zwischen Frühling und Sommer dieses Jahres in Zürich und München erfolgen. Anschliessend soll Zug um Zug in weitere Metropolen in der Schweiz und Deutschland expandiert werden, dem dann weitere Länder folgen. Der anvisierte Basispreis liegt bei weniger als 14’000 Franken.
Verkauf: Derzeit gibt es noch keine Microlino-Verkaufsstützpunkte. Zunächst sind nur unverbindliche Reservierungen über die Microlino-Homepage möglich. Das Unternehmen dürfte auch im Vertrieb neue, kostensparende Wege gehen und prüft derzeit die Möglichkeiten, das kleine Microlino-Elektroauto über den Direktvertriebs-Kanal im Empfehlungsmarketing zu vertreiben. Hier ist die Familie Outboter mit der FonTimes im Gespräch.