An der Zeughausgasse in Zug verbirgt sich mit dem K’werk ein ausserschulisches Bildungs- und Kulturangebot, wo Kinder gestalterisch gefördert werden. Durch verschiedene Kurse sollen Talente entdeckt, die Persönlichkeitsentwicklung unterstützt und Erkenntnisse über die Umwelt erlangt werden.
Ob der «Tatort» als traditionelles Sonntagabendprogramm, um die Woche ausklingen zu lassen oder ein Klassiker wie «Mord im Orientexpress». Ein guter Krimi und die damit verbundenen Fragen, wer der Mörder ist und ob er zur Rechenschaft gezogen werden kann, fasziniert uns noch immer. Denn eine facettenreiche Geschichte mit möglichen Plot-Twists und detailliert gezeichneten Charakteren fesselt generationenübergreifend an den Fernsehsessel.
Manch einer fragt sich nach Filmende, wie es wohl wäre, selbst einen Kriminalfilm zu produzieren – vom Drehbuch bis zur Kameraführung. Während es für Erwachsene nicht ohne weiteres möglich ist, Budget, Zeit und Team für die Umsetzung aufzubringen, können sich Kinder und Jugendliche ab elf Jahren dieser Idee spielerisch nähern. Dafür ist nicht etwa der Besuch einer Filmschule nötig, sondern bietet das K’werk Zug an der Zeughausgasse, eine Bildschule für Kinder von vier bis 16 Jahre, einen entsprechenden Kurs an.
Eine begeisterte Mörderin
Vergangenen Oktober nahmen acht Jungs und Mädchen den fünftägigen Kurs in Angriff, um einen Herbstkrimi zum Thema «das perfekte Verbrechen» zu drehen. Daraus entstanden sind gut sechsminütige Kurzfilme, wobei der Filmnachwuchs Fragen beantworten musste wie wer die Tat begangen hat, wie man die Polizei im Dunkeln tappen lassen und wie der Täter oder die Täterin doch noch überführt werden kann. In zwei Teams wurden zwei verschiedene Drehbücher filmisch umgesetzt, Drehorte gesucht, Dialoge geübt und schliesslich die einzelnen Szenen gedreht. Im Anschluss halbierten sich die Teams nochmals und es entstanden schliesslich vier geschnittene Filme aus zwei Geschichten. Geleitet wurde der Kurs von Filmemacher Simon Weber und Video-Editorin Mirjam Weniger.
Bei den Teilnehmenden stiess das Projekt auf grosse Begeisterung. So sagt die elfjährige Lilli: «Ich habe gerne meine Ideenfreiheit und die habe ich im K’werk ganz klar.» Und auch die neunjährige Panka findet nur lobende Worte. «Ich möchte mal Schauspielerin werden und mache das wirklich gerne. Im Krimi war ich die Mörderin!»
Diese O-Töne stehen sinnbildlich dafür, was das K’werk Zug auszeichnet. Die Kinder und Jugendlichen sollen in den verschiedenen Kursen Spass haben dürfen und gleichzeitig können Talente entdeckt werden, was sich wiederum positiv auf die anstehende Berufswahl auswirken kann. Die Semesterkurse finden am Dienstagabend, Mittwochnachmittag oder am Samstag statt und gehen teilweise über mehrere Monate, während die Ferienkurse wiederum während den Schulferien stattfinden. Die Kurskosten belaufen sich auf 145 bis knapp 400 Franken, wobei für ausserkantonale Teilnehmende ein 30-prozentiger Zuschlag hinzukommt.
Zum Abschluss die Präsentation
Das K’werk Zug, das K steht für Kinder, Kunst, Kreativität und Kultur, ermöglicht es Kindern, durch verschiedene künstlerische Ausdrucksformen ihre Gefühle, Gedanken und Ideen auszudrücken und unterschiedliche gestalterische Perspektiven einzunehmen. Und die Institution «sensibilisiert in den Bereichen Design, Kunst und Architektur und schult die ästhetische Wahrnehmung unter Anwendung gestalterischer Verfahren und Prozesse», wie es die Zuger Bildschule selbst beschreibt.
Entsprechend divers präsentiert sich auch das Kursangebot, welches vom Fotografieren über das Basteln von Wasser- und Traumwelten, Streetart, Animationsfilme bis zu Comicillustrationen reicht. Bei den Kursleitenden handelt es sich um fachlich qualifizierte Lehrpersonen, wofür auch die Konferenz Bildschulen Schweiz sorgt, zu der die Zuger Bildschule gehört und welche Anforderungsprofile für Lehrpersonen und Qualitätskriterien für den Unterricht formuliert.
Zum Semesterende findet jeweils eine öffentliche Werkschau statt, an der die Kinder und Jugendlichen ihre Werke präsentieren. Ausserdem können Eltern und Interessierte hierbei mit den Kursleitenden und der Schulleitung ins Gespräch kommen, um sich ein umfassenderes Bild des Angebots und der Anliegen der Bildschule zu machen. Die letzte Werkschau von Ende Januar wertet K’werk-Mitgründerin und Schulleiterin Barbara Windholz als grossen Erfolg, durfte sie sich doch über so viele BesucherInnen wie noch nie freuen.
Auch an Schulen aktiv
Dies unterstreicht das sukzessive Wachstum, das das K’werk Zug seit seiner Gründung 2010 hinlegen konnte, wovon auch zeugt, dass viele der nun im Frühlingssemester stattfindenden Kurse ausgebucht sind. Die Institution arbeitet neben dem ausserschulischen Angebot auch mit Schulen zusammen. Dabei bereiten die Lehrpersonen der Bildschule eine Unterrichtssequenz zur Vermittlung im Bildnerischen sowie im Textilen und Technischen Gestalten vor und führen diese mit den Klassen durch. Thematisch geht es dabei um nachhaltige Entwicklung und die Wechselwirkungen zwischen Menschen und ihrer Mit- und Umwelt.
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Beim K’werk handelt es sich um eine als Verein organisierte Non-Profit-Organisation. Die Finanzierung erfolgt über Stiftungen sowie private und öffentliche Gelder, darunter vom Kanton und der Stadt Zug sowie weiteren Zuger Gemeinden. Teil des Patronats des Fördervereins sind bekannte Persönlichkeiten aus der Zuger Politik, darunter Ständerat Matthias Michel, die Zuger Stadträtin Barbara Gysel sowie die ehemalige Zuger Stadträtin Vroni Straub-Müller.
Neues Angebot für die Kleinen
Barbara Windholz wiederum ist nicht nur im Vorstand des Fördervereins, sondern auch Initiantin und Co-Leiterin des LABforKids, einer Initiative des K’werks Zug und des Bauforums Zug für baukulturelle Vermittlungsformate für Schulen und bildungsnahe Organisationen. Kinder und Jugendliche sollen im Rahmen des Unterrichts motiviert werden, sich ihre eigene Meinung zur gebauten Umwelt zu bilden und diese aktiv mitzugestalten. Wie wichtig eine frühe Sensibilisierung für Raumplanung sein kann, zeigt sich beispielsweise dadurch, dass bei einer Quartier(um)gestaltung immer öfter auf eine Partizipation seitens der AnwohnerInnen gesetzt wird, die sich ihrer Interessen und Rechte dafür jedoch bewusst sein müssen. Das LABforKids setzt auf einen interdisziplinären Ansatz, auf dessen Basis die kreativen Fähigkeiten genauso gefördert werden sollen wie die Reflexion auf das eigene Handeln hinsichtlich ethischer Werte und Themen der Nachhaltigkeit. So möchte die Institution auch das Verständnis für multikulturelle Lebensformen fördern und Identität für den eigenen Lebensraum schaffen.
Im Februar sind am K’werk Zug nun die ersten Kurse des Frühlingssemesters gestartet; darunter ein Pilotprojekt, das sich nicht nur an Kinder, sondern auch an die Eltern richtet. Vier- bis siebenjährige respektive in einem zweiten Kurs acht- bis zwölfjährige Kinder kreieren mit jeweils einem Elternteil eine kreative Insel im Alltag. Dafür werden Wörter in Linien, Flächen und Farben verwandelt. Mit diversen Materialien und Drucktechniken können so eigene visuelle Pop-up-Geschichten gestaltet werden.
Es besteht wenig Zweifel, dass auch diese Angebote bei den Beteiligten gut ankommen werden. Gerade wenn man sich weitere Stimmen von vergangenen Kursteilnehmenden anhört. «Das K’werk ist eine super Idee, ich fand es mega cool. Im Kurs Comic und Illustration waren alle mega nett. Am meisten hat mir gefallen, einen Witz zu illustrieren», sagt etwa der zwölfjährige Tobia stellvertretend.