Die Industrie 4.0 wird mit dem neuen Mo bilfunkstandard 5G verbunden. Der neue Standard ist zehnmal schneller als die aktuelle höchstmögliche Übertragungsrate und kommt damit auf zehn Gigabit pro Sekunde. Ausserdem verbessert der Standard das Echtzeitverhalten und die Übertragungsrobustheit. Das alles ist für die Industrie 4.0 entscheidend. Denn wenn mehrere hundert Milliarden intelligente Aktoren und Sensoren in Produktionsstätten und ähnlichem miteinander vernetzt sind, fliessen riesige Daten mengen.
Ein schnellerer Datentransfer ist zudem essenziell für grenzüberschreitende Kooperationen von Unternehmen weltweit. „In Zusammenarbeit mit Nokia loten wir bereits heute die Potenziale der Leistungsfähigkeit von 5G für die Fabrik der Zukunft aus“, sagt Rolf Najork, Vorstandsvorsitzender der Bosch Rexroth AG, in einer Pressemitteilung. Die BoschTochter, zuständig für Antriebs und Steuerungstechnik, hat einen Demonstrator gemeinsam mit der Konzernforschung und dem TelekommunikationsExperten Nokia
entwickelt und beim europäischen Digital Summit in Tallinn vorgestellt.
Hannu Nikurautio, Leiter der 5GTechnologie bei Nokia, ist davon überzeugt, dass 5G ein Haupttreiber der vernetzten Industrie wird. „Der Standard ist das erste kabellose Datenübertragungsverfahren, das wie der kabelgebundene Ansatz für alle industriellen Anwendungen zum Einsatz kommen kann.“ Er schafft damit Flexibilität in der Produktion, senkt Kosten und sorgt gleichzeitig für mehr Sicherheit am Arbeitsplatz.
Bosch hat bereits Erfahrungen mit der Industrie 4.0. Auf dieser Basis entwickelt das TechnologieUnternehmen vernetzte Lösungen auch für andere Branchenanbieter und tritt damit die Leitposition an. Nokia bringt die Erfahrung aus der Telekommunikations-Branche mit. „Als Automatisierungsspezialist werden wir unsere Zusammenarbeit mit Nokia bei 5G auf weitere Gebiete wie Augmented Reality, autonome, fahrerlose Transportsysteme für den innerbetrieblichen Materialfluss sowie Cloud basierte Anwendungen in der Fertigung ausdehnen“, verspricht Najork. Zudem wird Bosch seinen Kunden 5Gfähige Produkte anbieten, damit diese ebenfalls ihre Produktivität erhöhen können.
Der neue Mobilfunkstandard 5G wird voraussichtlich ab 2019, in der Schweiz ab 2020, eingeführt. Bis dahin wollen Bosch und Nokia die neue Technologie in den Produktionsstätten etabliert haben. Dafür arbeitet Bosch bereits mit mehreren Maschinenbau und ITUnternehmen an der Umsetzung.
14 deutsche Organisationen und Unternehmen haben zudem im Dezember das Projekt TACNET 4.0 ins Leben gerufen, um ein einheitliches System für die industrielle Kommunikation zu entwickeln. Bosch und Nokia sind ebenfalls daran beteiligt. Es geht dabei vorrangig um Verfahren für die Digitalisierung der Produktion und Robotik. Nach Ansicht der Projektteilnehmer ist es mit der gegenwärtigen Technik nicht möglich, höchste Zuverlässigkeit und Kommunikation in Echtzeit zu garantieren. Mit dem 5GStan dard soll zumindest der technische Grundstein bei der Vernetzung gelegt werden.
Ziele des Projektes sind die Fernsteuerung und Fernüberwachung von Produktionsanlagen und Robotern, Un terstützung führerloser Transportfahrzeuge, Steuerung und Management von industriellen Kommunikationsnetzen durch Dritte.
Was das für die Arbeitsplätze bedeutet, dürfte jedem klar sein: Wenn Roboter und ferngesteuerte Maschinen immer mehr Arbeiten von Menschen übernehmen, werden diese Arbeitsplätze langfristig wegfallen. Die Industrie verspricht jedoch, dass durch die Digitalisierung neue Aufgabenbereiche und damit neue Arbeitsplätze kommen werden.
WOFÜR STEHT DIE 5G-TECHNOLOGIE?
Der neue Mobilfunkstandard ist 100mal schneller als 4G. Möglich machen die Netzbetreiber das durch die MillimeterWaveTechnologie. Sie sorgt dafür, dass Signale kürzere Wege zurücklegen und mehr WirelessKanäle bereitgestellt werden können. Das hat einen Anstieg der Netzverfügbarkeit zur Folge und bringt eine Entlastung für die Rückkanäle. Zudem können die Anbieter mittels der neuen Technologie der stetig steigenden Anzahl an Geräten, die darauf zugreifen, gerecht werden. Mit dem Internet der Dinge wird die Zahl weiter steigen. Experten sind der Meinung, dass ohne die 5GTechnologie die neuen Entwicklungen im Technikbereich verpuffen würden. Wer aber nun glaubt, dass WiFi damit schon bald zu den aussterbenden Arten gehört, der irrt. Grund für die Entwicklung der 5GTechnologie sind nicht kabellose Unternehmensnetzwerke, sondern der Umstand, dass es immer mehr mobile und vernetzte Geräte gibt.