Die kommerzielle Raumfahrt kommt nach Luzern

Commercial Space Days im KKL

In Luzern geht es im September in den Weltraum. Erstmals finden dann im KKL die Commercial Space Days statt. Bei dieser Veranstaltung dreht es sich um Raumfahrt und NewSpace, es gibt Möglichkeiten zum Networking und es werden mehrere grosse Namen aus der Branche zu Gast sein.

Weltraum, Raumfahrt, NewSpace: Darum geht es im KKL Luzern am Montag und Dienstag, 11. und 12. September, wenn die vom Swiss Aerospace Cluster (SAC) und der Universität St. Gallen organisierten Commercial Space Days (CSD) stattfinden. Am Montag beginnt das Programm um 10 Uhr und läuft bis 19 respektive für Besitzer des Premiumtickets 21:30 Uhr, während es am Dienstag um 9 Uhr startet und um 16:30 Uhr zum Abschluss findet.

Das Event richtet sich hauptsächlich an ein Fachpublikum aus der Luftfahrtbranche sowie Unternehmen, Institutionen, Vertreterinnen aus der Forschung und Studenten aus der Luft- und Raumfahrt. Es wird eine grosse europäische Teilnahme mit etwa der Hälfte als einheimische Unternehmen und Hochschulen erwartet. Der Fokus des Events liegt, wie es der Name vermuten lässt, insbesondere auf der Kommerzialisierung der Raumfahrt – was im Zusammenhang mit der zunehmenden Integration in die klassische Wirtschaft unter dem Begriff NewSpace zu verstehen ist. Private Unternehmen wie Start-ups, Raumfahrt- und klassische Industrieunternehmen, Verbände und die Digitalwirtschaft gehören alle in diesen Unterbegriff. Sie sind die neuen Akteure dieser Entwicklung im Raumfahrtmarkt, der lange Zeit von Staaten und Weltraumagenturen geprägt war.

SpaceX und die grosse Debatte

Einen Teil des Events werden Keynotes verschiedener in der Branche etablierter Speaker von der NASA und anderen namhaften Institutionen einnehmen. Darunter befindet sich beispielsweise Alexander MacDonald, Chefökonom der NASA, sowie sein Kollege Dan Rasky, NASA-Vertriebsdirektor. Zudem werden unter anderem Ökonomin Mariana Mazzucato vom University College London und Luca Del Monte, Leiter Kommerzialisierung bei der European Space Agency (ESA), ihr Wissen zum Besten geben.

Für Repräsentation aus der Schweiz ist ebenfalls gesorgt: Mit Dominique Foray von der École Polytechnique Fédérale de Lausanne sowie Vivianna Fang He, Professorin an der Universität St. Gallen. Der Austausch mit den Speakern ist erwünscht und wird gefördert – sowohl bei den Podiumsdiskussionen mit Publikum als auch in den Netzwerkpausen. 

Bühne mit Symposium am CSD

Netzwerkveranstaltungen zu Luft- und Raumfahrt führt das Team des SAC bereits seit 2020 durch – beispielsweise hier das Symposium Air Mobility, auf dessen Basis die CSD aufgebaut wurden. Bild: zVg

Nebst den Keynotes, von denen ein Teil zusammen mit der Begrüssung und Updates zur Weltraumindustrie den ersten Vormittag abdecken, ist das Programm für die Besucherinnen und Teilnehmer ebenso wertvoll. Von besonderer Bedeutung ist hierbei unter anderem «The Great Debate», eine Diskussion zu den wichtigen Faktoren für Innovation und Kommerzialisierung in der Raumfahrt. Dabei soll aus Sicht von Ökonomen und Expertinnen vor allem der Kontrast zwischen den USA und Europa in den Bereichen NewSpace und Commercial Space beleuchtet werden.

Für bis zu 200 Besucher gibt es mit dem Kauf des Premiumtickets die Möglichkeit, gegen Ende des ersten Eventtages ein weiteres Highlight zu besuchen: «The SpaceX Story», eine Multimediashow, in der Dan Rasky den Gästen die SpaceX-Geschichte schildern und sie auf eine Reise durch die amerikanische NewSpace-Ökonomie der letzten 20 Jahre mitnehmen wird. Anschliessend können Premium-Besucherinnen den Abend beim Gala Dinner ausklingen lassen.

Ausstellungen rund um die Raumfahrt

Am zweiten Tag soll die «Great Debate» weiter vertieft werden und zusätzliche Impulse aus Sicht von Unternehmerinnen, KMU und jungen Talenten hervorbringen. Ebenso werden im Rahmen dessen Details zu bestehenden und kommenden Raumfahrtprojekten gezeigt, unter anderem von den Astrocast- und ClearSpace-Initiativen, von welchen ebenfalls Speaker am Event anwesend sind. Ins Leben gerufen wurde die ClearSpace-Initiative 2018, um unter anderem die Beseitigung von Weltraummüll zu ermöglichen. Sie soll den Weg zu einer nachhaltigen Zukunft in der Raumfahrtindustrie ebnen.

Interessant ist Tag zwei zudem durch eine breite Auswahl an verschiedenen thematisch gegliederten Informationsblöcken, darunter unter anderem von «Space eXchange Switzerland», einer nationalen Plattform für die Förderung der Schweizer Weltraumindustrie, durchgeführte Blöcke zu Karrieremöglichkeiten in der Branche.

Satellit im Orbit um die Erde

Die Kommerzialisierung des Weltraums avanciert zu einem immer grösseren Thema. Bild: cookelma / Depositphotos

Die «Great Debate» wird in einen wichtigen Zweck der Veranstaltung als Ganzes einfliessen: Das Event stellt nämlich einen Anspruch an die Neuausrichtung der Schweizer Raumfahrtpolitik, wozu es mitsamt weiteren Abklärungen, unter anderem durch das Center for Aviation and Space Competence der Universität St. Gallen, einen Input zu der Thematik geben soll. Das Swiss Space Office wird ein besonderes Augenmerk auf die aus der «Great Debate» folgende Diskussion werfen.

Neben den Vorträgen gibt es thematische Ausstellungen aus der Industrie sowie aus der Forschung inklusive Studenteninitiativen zu begutachten. Ebenso erhalten die Finalistinnen eines europaweit ausgeschriebenen Wettbewerbs für akademische Projekte in Raumfahrtökonomie und Kommerzialisierung die Möglichkeit, ihre Beiträge dem Publikum zu präsentieren.

Speeddating in den Sternen

Unternehmer, die gerne Networking betreiben möchten, kommen an den CSD ebenfalls nicht zu kurz. Von den Organisatorinnen werden insgesamt über mehrere 100 spontane und organisierte Begegnungen im Verlauf der zwei Tage erwartet, wobei sichergestellt wird, dass dafür im Rahmen des Programms genügend Zeit und Raum zur Verfügung steht. Beispielsweise werden den Teilnehmern während des Kongresses per Matchmaking-Plattform «b2match» vier verschiedene «Speeddating»-Slots zur Verfügung gestellt, während denen ein kurzer, koordinierter Austausch stattfinden kann. Premium-Besucherinnen können zudem nach der SpaceX-Story einem Networking-Apéro in der Luft- und Raumfahrthalle beiwohnen.

Planetarium CSD

Im Planetarium werden Premium-BesucherInnen am Ende des ersten Tages der Geschichte von SpaceX beiwohnen können. Bild: Commercial Space Days

Diese erste Ausgabe der Commercial Space Days basiert auf dem Symposium Air Mobility – einem in der Vergangenheit durchgeführten Event des SAC. Entstanden sind sie aus den Aerospace Innovation Days, welche bereits länger einen Event geplant hatten und sich mittlerweile auch in ein Raumfahrtevent verwandelten. Dies insbesondere aufgrund der hohen Nachfrage nach einem umfangreichen Austausch seitens der schweizerischen und europäischen Weltraum-Communities sowie durch die erweiterte Orientierung der ESA in Richtung Kommerzialisierung.

Ein Spannungsfeld für den Fortschritt

Der Anlass soll mit dieser ersten Austragung bereits eine Vielzahl von Themen und Interessen abdecken. Beispielsweise werden erstmalig Verantwortliche der NASA und der ESA aus dem Bereich Kommerz und Ökonomie zusammentreffen. Die CSD bieten zudem für die Branche in Europa eine lohnenswerte Möglichkeit zur Weiterentwicklung: «Grundsätzlich hinkt Europa den Amerikanern im Bereich NewSpace – in der Art und Weise, wie die kommerzielle Raumfahrt gefördert und von den zuständigen Behörden gelebt wird – hinterher», meint dazu René Puls, Geschäftsführer des SAC. So sollen die einen von den anderen lernen können und die CSD zudem auf dieses vorhandene Lernpotenzial hinweisen. «Das ist ein gewisses Spannungsfeld, in das wir uns bewusst und gewollt begeben», so Puls.

Die CSD sollen zum wichtigsten NewSpace-Event Europas avancieren und dementsprechend erhofft sich Puls, diesen Anforderungen entgegenzukommen: «Natürlich möchten wir dem Qualitätsanspruch gerecht werden und allen Teilnehmern ein ultimatives Kongresserlebnis bieten.» Er wolle ihnen möglichst viele Informationen und Anregungen im Bereich Raumfahrt-Kommerzialisierung mitgeben.

Tickets für das komplette Event sind inzwischen ausverkauft; die auf 30 Stück limitierten Day-0-Tickets sind allerdings noch für 99 Franken zu erwerben. Die Veranstaltung wird aufgrund ihres internationalen Status komplett in Englisch durchgeführt.

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