House– und Techno-Fans drehen am Zürcher Seebecken auf: Die Street Parade kommt zum 30. Mal in die Stadt. Hunderttausende BesucherInnen werden hier bis Mitternacht von über 200 verschiedenen Acts musikalisch verwöhnt. Vor gut 30 Jahren fand die Veranstaltung dabei noch bescheidenere Anfänge.
Acht Bühnen, 30 bunt dekorierte in- und ausländische Love Mobiles und hunderttausende BesucherInnen zieht es diesen Samstag, 12. August, zur mittlerweile 30. Ausgabe der Street Parade. Mit über 200 verschiedenen Acts kann die Meute zu diesem Meilenstein der weltgrössten Techno-Parade rund ums Zürcher Seebecken mitraven und abgehen. Gefeiert wird hierbei von 13 Uhr bis Mitternacht.
Bei einer solchen Vielzahl von Acts lässt sich an einem Tag gar nicht jeder einzelne erleben; dafür ist allerdings garantiert, dass alle Anwesenden mit dem ein oder anderen DJ auf ihre musikalischen Kosten kommen. Das Programm wird hierbei ebenso sehr von Headlinern wie von jungen Stars der DJ-Welt ausgefüllt. Den Start auf der Hauptbühne, der Opéra Stage auf dem Bellevueplatz, macht etwa der niederländische DJ Colyn, während der Zürcher DJ Caermi die Boxen auf der Swiss Innovation Stage am Limmatquai vibrieren lässt. Ebenfalls Teil des Line-ups sind etwa die italienischen DJ-Grössen Anfisa Letyago und Deborah De Luca.
Wünsch dir was
Wer sich an der Street Parade etwas wünschen will, soll sich genau dazu eingeladen fühlen, denn das Motto der diesjährigen Ausgabe lautet «I wish». Dafür soll der Tag da sein: Um die Sorgen des Alltags für ein paar Stunden wegzuspülen, mit alten und neuen Freunden zusammenzukommen und ein Signal an die Welt zu senden, wie eine Zukunft in gemeinsamer Harmonie aussehen könnte. Bei dem Motto geht es allerdings nicht nur um die diesjährige Party, sondern es soll zudem einen Rückblick auf die bescheideneren Anfänge des Megaevents bieten. Ebenfalls begann die Street Parade als Wunsch für eine Demonstration, an der in Zürich Liebe, Frieden, Freiheit, Grosszügigkeit und Toleranz im Mittelpunkt stehen sollen.
Zur Konzeption der Veranstaltung inspiriert wurde der Zürcher Mathematikstudent Marek Krynski von einem TV-Beitrag über die Berliner Love Parade, welche er dazumal anschliessend persönlich besuchte. Zurück in Zürich erhielt er die Bewilligung für seine Demo ohne Umstände. Somit stand der ersten Street Parade am 5. September 1992 ausser der Organisation nichts mehr im Wege.
Dieser Rave-Tag an der Bahnhofstrasse sowie die anschliessende Rave-Nacht in der SRO-Kugellagerfabrik zogen 1’000 BesucherInnen an – für heutige Relationen wenig, für damalige Erwartungen allerdings ein Riesenerfolg. Dieser Erfolg zog sich von da an jährlich mit immer grösseren Besucherzahlen weiter, mit einer einzigen zweijährigen Pause 2020 und 2021 aufgrund der Covid-19-Pandemie.
Ein harziger Start
So flott wie im Debütjahr lief die Bewilligung in den Folgejahren nicht: Die Tanzerei der ersten Ausgabe war den BewohnerInnen der Bahnhofstrasse sauer aufgestossen. Daher musste die Route zur Bewilligung der 93er-Ausgabe geändert werden. Dies hielt den Anlass allerdings nicht davon ab, mit 10’000 RaverInnen zu einem Erfolg zu avancieren.
1994 stiess die Street Parade wiederum auf Widerstand, diesmal durch den damaligen Polizeivorstand Robert Neukomm. Dieser versuchte, den Anlass zu verbieten; dieser sei zu gross, zu laut, verschmutze die Strassen und interessiere zudem nur einen unwesentlichen Teil der Bevölkerung. Diese Aussage sorgte schnell für Empörung, nicht nur bei den Medien, sondern unter anderem auch bei der SP, Neukomms eigener Partei. Unterschriften wurden gesammelt und dank des enormen politischen und öffentlichen Druckes wurde die Bewilligung schlussendlich doch erteilt. 40’000 BesucherInnen feierten letzten Endes diesen Sieg, der das Event endlich vollends in der Zürcher Kultur etablieren konnte.
Da es sich bei der Street Parade um eine Demonstration auf öffentlichem Grund handelt, ist sie für alle BesucherInnen gratis. Weitere Informationen zur Veranstaltung gibt es auf der Website der Street Parade.