Das nachhaltige Smartphone aus Zug

Rephone als CO2-neutrale Alternative

Seit diesem Jahr mischt ein CO2-neutrales Smartphone den Markt der Mobiltelefone auf. Entwickelt in Zug, setzen die Hersteller des Rephones auf ein faires, langlebiges und günstiges Produkt.

Das Smartphone ist aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Es verbindet uns mit der Welt und hilft uns, mit Freunden und Kolleginnen in Kontakt zu bleiben. Es dient zur Information, zur Unterhaltung, als Kamera und zu vielem mehr. Die Fülle an Anbieter und Modellen ist dementsprechend gross. Während der Markt von alternativen, nachhaltigen Smartphone-Hüllen, beispielsweise aus recycelten Plastik-Abfällen, wächst, gibt es im Bereich nachhaltiger Smartphones hingegen noch eine ziemlich dürftige Angebotspalette.

Dabei ist ein Smartphone alles andere als nachhaltig. Die Produktion ist sehr rohstoff- und energieintensiv. Es werden bis zu 60 verschiedene Stoffe verarbeitet, wovon einige immer knapper werden oder deren Gewinnung bedenklich ist. Illegaler Abbau von Metallen, Kinderarbeit und gefährliche Arbeitsbedingungen sind Themen, die dabei immer wieder in den Vordergrund rücken.

Genau dem wollten Achim Tubbesing und Thomas Huth von der Firma Recommerce mit Sitz in Zug entgegenwirken – mit einem eigenen, nachhaltigen Smartphone. Und es ist ihnen gelungen: Das CO2-neutrale Rephone wurde mit vollem Fokus auf Nachhaltigkeit entwickelt. Es wird zu fairen Bedingungen in Deutschland hergestellt, ist langlebig und preisgünstig.

Reduce, Reuse, Recycle

Die ursprüngliche Geschäftsidee von Recommerce war, Smartphones, Tablets und Laptops zu reparieren oder wiederzuverwerten und somit nachhaltig zu wirtschaften. Dieser Ansatz verhalf seit der Gründung der Firma 2012 bereits einer halben Million Geräte zu einem zweiten Leben. Über die Plattform verkaufen.ch können alte Geräte «entsorgt» werden. Statt sie einfach in der Schublade verstauben zu lassen oder in den normalen Abfall wegzuwerfen, kann so jeder einen Beitrag an die Umwelt leisten und erhält dafür auch noch eine Gutschrift.

Rephone Schwarz Produktfoto

Das nachhaltige Smartphone ist einfach zu reparieren, da die Teile verschraubt und nicht geklebt sind. Bild: myrephone.com

Irgendwann nach einer Verwaltungsratssitzung fragten sich Achim Tubbesing und Thomas Huth, warum es auf dem Markt eine so grosse Lücke von nachhaltigen Smartphones gibt. Mit dieser Frage im Hinterkopf und all den Erfahrungen aus ihrer Unternehmenstätigkeit, machten sie sich daran, eine Antwort zu finden. Resultiert daraus ist das Rephone, für welches sie den «Award für Nachhaltigkeitsprojekte 2022» erhalten haben. «Das war für uns eine tolle Anerkennung, die uns sehr stolz gemacht hat», so Tubbesing.

Produktion mit Ökostrom

Dass die Produktion in Deutschland stattfinden sollte, war für sie von Anfang an klar, denn nur lokal können faire Bedingungen garantiert werden, aber auch neue Arbeitsplätze werden geschaffen und die Transportwege vergleichsweise kurzgehalten. So ist die Produktionsstätte des Rephones nun in Bocholt im Westmünsterland angesiedelt.

Beim Prozess der Entwicklung des Rephones gingen die Macher auf lokale Unternehmen zu und prüften, welche Teile vor Ort hergestellt werden können. Es wird ausschliesslich Ökostrom genutzt und so viel wie möglich mit lokalen Partnern zusammengearbeitet. So ist auch die kompostierbare Verpackung mit Gras aus Schleswig-Holstein entstanden. Dafür mussten keine Bäume gefällt werden und bei der Herstellung wird 75 Prozent CO2 sowie 98 Prozent Wasser eingespart. Ebenso ist die abnehmbare Rückseite zur Gänze aus Recyclat, welches von der Firma Sysplast aus Deutschland stammt.

Trotz aller Einsparungen und Reduktionen entsteht ein gewisser CO2-Verbrauch, der jedoch von Rephone kompensiert wird. Die Firma Carbon Solutions ermittelte den erforderlichen Ausgleich, mit welchem Rephone Klimaschutzprojekte finanziert. Rephone geht aber noch einen Schritt weiter und gleicht auch den Materialaufwand der Herstellung jedes einzelnen Geräts vollumfänglich aus. Die gleiche Menge an verwendeten Materialien für die Herstellung wird recycelt und so wieder ausgeglichen.

Kampf gegen den Elektroschrott

Das Rephone ist ausserdem langlebig, einer der wichtigsten Aspekte der Nachhaltigkeit. Im Schnitt wird heutzutage nach 24 Monaten ein Smartphone entsorgt. Einer der häufigsten Gründe für die Anschaffung eines neuen Handys ist ein defekter oder schwacher Akku. Beim Rephone ist das etwas anders. Die Langlebigkeit ist vor allem dem Wechselakku zu verdanken, der eine Stand-by-Zeit von bis zu 300 Stunden aufweist und eine 50 Prozent längere Lebensdauer als andere Akkus aufweist. 

Ist der Akku einmal defekt, kann er ganz einfach selber ausgetauscht werden und der alte Akku wird fachgerecht von Rephone recycelt. Bei allen anderen Reparaturen kann das Rephone eingesendet werden, denn verkaufen.ch betreibt in Steinhausen einen der grössten Smartphone-Reparaturbetriebe in der Schweiz. «Alle Rephones werden dort noch am selben Tag repariert», so Achim Tubbesing.

Rephone Grasverpackung

Die Grasverpackung kommt mit wenig CO2-Verbrauch aus und ist kompostierbar. Bild: myrephone.com

Reparieren statt wegwerfen lautet die Devise von verkaufen.ch. Und damit die Reparatur auch einfach gelingt, wurden die Bestandteile des Rephones nicht wie üblich geklebt, sondern verschraubt. Das macht eine Reparatur simpler und günstiger. Davor haben die Käuferinnen jedoch eine Garantie von 24 Monaten, die sonst üblicherweise nur ein Jahr beträgt.

Das Ziel mit dem Rephone war freilich nicht nur die Nachhaltigkeit, sondern strebten Tubbesing und Huth auch ein Gerät ohne technische Kompromisse an. Somit wird es nicht nur CO2-neutral hergestellt, sondern ist es auch leistungsfähig. «Die inneren Werte», also die technischen Details, müssen sich nicht verstecken (siehe Box).

Noch nicht perfekt

Das Rephone kostet in der Schweiz vergleichsweise preisgünstige rund 400 Franken. Dies erklärt Achim Tubbesing damit, dass Rephone «als kleine Firma wenig Ausgaben für Werbung tätigt und dafür dem Kunden einen guten Preis bieten kann». Er betont im Gespräch, dass die Verkäufe seit Produkt-Launch sehr zufriedenstellend sind. Noch mehr freue es ihn aber, dass auch die Kundenzufriedenheit gut ist und es bisher keine Probleme durch defekte Geräte gegeben hat.

Das Produkt sei noch nicht ganz perfekt, geben die Hersteller zu. Denn bis zum heutigen Tag gibt es nach wie vor noch Bauteile, die lokal nicht zu beschaffen sind. Das Rephone-Team arbeitet aber daran, noch lokaler zu werden.

Technik
Das Rephone kommt mit einem 2.0 GHz Octa-Core Prozessor (Media Tek Helio G85) und einem 6 GB RAM Arbeitsspeicher daher. Hinzu kommen ein 128 GB grosser interner Speicher sowie ein separater Einschub für eine Speicherkarte (MicroSD) von bis zu 512 GB.

Es lässt sich kabellos laden (Qi Standard). Es liegt aber trotzdem ein Kabel bei, damit der Käufer die Wahl hat. Ein Netzteil legt Rephone nicht bei, denn geht das Unternehmen davon aus, dass jede/r einige zu Hause hat. Elektroschrott soll möglichst verhindert werden.

Der 6,3 Zoll Full HD+-Bildschirm hat eine Auflösung von 2340 x 1080 Pixel und 16,7 Mio. Farben. Die Dualkamera weist einen 64 MP Auto-Fokus und 8 MP Weitwinkel auf. Das Rephone gibt es nur in schwarzer Ausführung und kommt mit dem Betriebssystem Android 12.

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