Blochers Abwahl und Widmer-Schlumpfs Beitrag. 15 Jahre später wird ein Stück Schweizer Politikgeschichte auf der Zürcher Bühne neu verhandelt. Im Theater Neumarkt erzählen gleich mehrere SchauspielerInnen die Geschichte aus der Sicht der ehemaligen Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf.
125 Stimmen für Eveline Widmer-Schlumpf, erklang es am 12. Dezember 2007 im Berner Bundeshaus. Die damalige SVP-Politikerin war damit nicht nur zur sechsten Bundesrätin der Schweiz gewählt, sondern sorgte zugleich auch für einen verfrühten Bundesratsabschied des SVP-Patriarchen Christoph Blocher.
15 Jahre später kann man diesen Teil der jüngeren Schweizer Geschichte im Zürcher Theater Neumarkt noch einmal auf der Bühne verfolgen. Denn am Donnerstag, 6. Oktober, feiert das Theaterstück «EWS – Der einzige Politthriller der Schweiz» seine Premiere. Das Bühnenwerk befasst sich mit der vielleicht wichtigsten Woche im Leben von Widmer-Schlumpf – und das ganz aus ihrer Sicht. Regisseur Piet Baumgartner interessiert sich vor allem für die «lösungsorientiere Sachpolitikerin» und die zahlreichen Umstände, die ihre Wahl begleiteten.
Von der Spaltung der SVP und ihrem anschliessenden Wechsel zur BDP, die Rolle als weibliche Bundesratskandidatin und die sogenannte Verschwörung der Blocher-GegnerInnen. «Frauen jubeln, Rechte fluchen, Linke feiern die Bürgerliche», heisst es in der Mitteilung. Und auch sonst findet man lobende Worte für die Bündnerin: Schweizerin des Jahres 2008, die Abschaffung des Bankgeheimnisses, die Rettung der UBS. Widmer-Schlumpfs Geschichte mit ihrer Ex-Partei sorgte 2015 letztendlich auch für ihren Rücktritt aus dem Bundesrat.
Doppelgängerinnen auf der Bühne
Auf der Bühne im Neumarkt sollen elf verschiedene DarstellerInnen die Geschichte von «EWS» erzählen. Darunter befinden sich Laien, aber auch etwa die Poetry-Slammerin Lara Stoll. So soll letztendlich «eine konkordante Choreographie zu Bundesberner Beat entstehen», postmodernes Theater und ganz ohne Christoph Blocher.
Die Premiere am 6. Oktober ist bereits ausverkauft, bis Ende des Jahres wird es aber noch zwölf weitere Aufführungen des Stückes im Neumarkt geben – jeweils um 20 Uhr. Die Tickets für je 45 Franken können über die Website des Theaters erworben werden. Unterstützt wird das Theaterstück von der Landis & Gyr Stiftung sowie der Ernst Göhner Stiftung.