259 Tage Angst: Entführung durch die Taliban

Vortrag im Lorzensaal Cham

Kommenden Dienstag wartet auf die BesucherInnen im Chamer Lorzensaal ein besonderer Vortrag im Rahmen der Explora-Reihe: Die Dokumentation «259 Tage in Gefangenschaft der Taliban», eine Live-Reportage über die Entführung und Gefangenschaft der Schweizer Daniela Widmer und David Och während ihrer Pakistan-Reise, ausgezeichnet mit dem Preis für die «Beste Story» im Rahmen der Discovery Days.

Der Lorzensaal Cham präsentiert in Zusammenarbeit mit Explora, einer Plattform für multimediale Live-Shows, regelmässig Dokumentationen über Reisen und Naturspektakel. Am Dienstag, 21. Januar, steht ab 19:30 Uhr die von den Discovery Days mit dem Preis für die «Beste Story» ausgezeichnete Reportage über die nervenaufreibende Entführung der beiden Reisenden aus der Schweiz, Daniela Widmer und David Och, auf dem Abendprogramm.

Die Geschichte der beiden Hauptfiguren beginnt mit der Rückreise von Indien in die Schweiz, auf der sie sich mit ihrem VW-Bus in Pakistan befinden. Während sie mit ihrem Fahrzeug auf der Seidenstrasse unterwegs sind, werden sie am 1. Juli 2011 in der Nähe der pakistanischen Stadt Loralei von einem Militärfahrzeug eskortiert. Für einen Moment allein, passiert das Undenkbare: Aus einem Auto steigen plötzlich vier bewaffnete Männer, die die beiden überwältigen und in ihrem Kofferraum verschleppen. Nach einer Woche ständig in Bewegung, Wanderungen  über Berge und kurzen Schlafpausen in Schafställen beginnt die eigentliche Geiselhaft, als sie das unter der Kontrolle der Taliban stehende FATA-Gebiet (Federally Administered Tribal Areas) erreichen, welches zu den ärmsten Regionen Pakistans gehört und zu den Stammesgebieten unter zentraler Verwaltung zählt.

Von hier aus beginnen schliesslich die eigentlichen Lösegeldverhandlungen zwischen dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) und Vertretern der Taliban, die jedoch auch nach Monaten kein Ende finden. Am Ende gelingt den beiden in der Schweiz ausgebildeten Polizisten im März 2012 die Flucht, nachdem sich die über Monate andauernden Verhandlungen zerschlugen und die Bewachung nachlässiger wurde. Zurück in der Schweiz trennte sich das Paar; Daniela Widmer wurde zur Gemeindeamman ihrer Heimatgemeinde Bellikon AG gewählt und hält unter anderem Vorträge bei der NATO. David Och ist heute nach seiner Ausbildung im Bereich Kriminologie und Kriminalpsychologie im Sicherheitsbereich tätig.

Vielschichtige Blickwinkel auf das Geschehen

Die Reportage fokussiert nicht nur auf die Entführung und Gefangenschaft eines Paares durch die Taliban, sondern beleuchtet ebenso eine patriarchische Gesellschaft, die Charakterzüge islamistischer Entführer, sowie die Verhandlungen zwischen dem EDA und den Taliban. Darüber hinaus geht es um Dankbarkeit, Demut, Schuldzuweisungen und die mediale Berichterstattung in der Schweiz. Die Todesangst, welche 259 Tage auf den Schultern der beiden jungen Schweizer lastete, beeinflusste beider Leben so stark, dass Daniela Widmer und David Och ihre Erfahrungen anhand ihrer Tagebucheinträge in dem Buch «Und morgen seid ihr tot: 259 Tage als Geiseln der Taliban» veröffentlichte. Das Buch erreichte Platz 1 der Schweizer Bestsellerliste, wurde anschliessend von Michael Steiner verfilmt und kam 2021 in die Schweizer Kinos. Für ihre Darstellung und Sicht der Dinge ernteten beide Entführungsopfer teilweise Kritik.

Die Reportage wird von Explora am 21. Januar von 19:30 Uhr bis 22 Uhr im Lorzensaal in Cham gezeigt. Tickets können online gekauft werden ab 22 Franken. Am Tag davor findet der Vortrag in der Messe Luzern statt, ebenfalls ab 19:30 Uhr, dazu am 2. Februar im Schweizer Paraplegiker-Zentrum Nottwil (17 Uhr). Im Theater Spirgarten in Zürich werden Widmer und Och gleich zweimal auftreten: am 19. Januar (18 Uhr) sowie am 24. Januar (19:30 Uhr); am Tag darauf zudem zur selben Zeit im gate27 in Winterthur.

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